138
Griechische
Malerei.
Freilich war diese Naturauffassuilg eine einseitige ,
welche nicht völlige rein erhalten werden konnte, sobald
ein tieferes Nachdenken über das grosse Weltganze ein-
trat. Daher ist es begreiflich, wenn Aristoteles in einer
merkwürdigen Stelle die Schönheit der grossen Natur,
des Himmels und der Erde, als einen Beweis für das
Dasein der Götter anführt, und sie dabei in gedrängter
Weise, aber mit einer Begeisterung schildert, die einiger-
massen an die Erhabenheit der Naturschilderung in den
Psalmen erinnert. 3') Zwar konnte diese theoretische Ein-
sicht des Philosophen noch nicht sogleich in das Volks-
leben übergehen, indessen verlor doch jenes homerische
Gefühl umehr und mehr an seiner plastischen Beschrän-
kung, freilich auch an seiner Kraft und Frische. Schon
die Idylle war eine Concession, welche jener neuen Na-
turauffassung gemacht wurde; aber doch nur eine bedingte.
An die Stelle der I-Iingebung an den Gegenstand, der
Objectivität des Naturgefühls, trat nun die Betonung des
subjectiven Elements, das Hervorheben des geniessenden
Menschen; der Charakter der Einzelheit blieb noch be-
stehen, aber aus der kräftigen That wurde wcichlicher
Genuss. In den frühesten Idyllen trat dieses Gefühl
noch als ein neuer poetischer Aufschwung hervor, in
römischer Zeit vermehren sich Aeusserungen dieser Art,
aber auch da ist immer nur von. der Annehmlichkeit,
niemals von der Erhabenheit der Natur die Rede. M)
Wie die Cyprcsß im Garten, wie Thessalerross an dem Wagen:
So mit rosigem WVuchs schien l-lelena vor Lakedälnon.
Indessen ist hier auch schon
Häufung von Nletnphern.
nicht mehr
sondern eim
Gleichniss,
ein
"J Bei (fic. de natura Deorum II. c. 37.
w) Liehliche Landschaftsbilder Bilden sich in spätem Gedichten
der Anthologie, wahrscheinlich schon mlS ChfiSUiCllßr Zeit (Jacobs