Auffassung
der
Natur.
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der Anthropomorphismus der Griechen; weil sie die Na-
tur nicht als ein Ganzes auffassten , mussten sie alle
Erscheinungen menschenähnlichen Gestalten beilegen. Wir
sehen, wie diese Naturauffassung mit dem Religiösen,
wir können leicht wahrnehmen, wie sie mit dem Mora-
lischen zusammenhängt. Denn das Einzehie bewährt sich
nur durch die That als lebendig, und nur durch sie tritt
es aus seiner Isolirung heraus. Daher (denn ich bedarf
hier nur der kürzesten Andeutung] das Vorherrschen des
kräftigen, männlichen Elements, daher der republikanische
Sinn. Daher ist denn auch das gründliche, ausgeführte
Gleichniss so charakteristisch für diese griechische
Naturauffassung. Es ist eine durchaus plastische Form,
vollständige Belebung der Gestalt in allen ihren Gliedern,
und zwar durch ihre Beziehung auf den Menschen. Aber
auch in dem Gebrauche des Gleichnisses selbst können
wir die Schranken des griechischen Naturgefühls erken-
nen. Denn nur für einzelne Handlungen, Bewegungen,
Empfindungen des Menschen finden sich N aturbilder, für
sein ganzes Wesen kennt der Grieche keinen würdigen
Gegenstand des Vergleichs in der Natur. WVenn er die
Kraft, die Schönheit eines Menschen schildern will, kann
er ihn nur den Göttern vergleichen
4') Bei Homer unzählige Male: den umstcrblichcil Göttern ver-
gleichbar. Nur für einzelne Schönheiten hat er Vergleiche (z. B.
geringeites Haar wie die purpurne Blume Hyakinthos) oder für die
Handlung des Verschönerns, 0d. VI. 229.
Wie wenn mit goldnem Band ein Mann das Silber lmxgiesset,
Also umgoss die Göttin ihm Haupt und Schultern mit Anmuth.
Theokrit
XVIII. 26)
hier schon moderner:
auch
ist
WVie wenn schimmernd (le_r Lenz aufstelget vom Winter,
Eos am Hinnnel erhöht, erglänzt mit herrlichcln Antlitz:
Also glänzte vor uns die goldne Helena weiland!