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Griechische
Malerei.
wahrhaft Bedeutendes und Grosses geleistet sei. Wie
gesagt , kennen wir die schönsten Erzeugnisse dieses
Zweiges griechischer Kunst nicht aus eigner Anschauung.
Wenn wir uns aber nach dem, was wir kennen, nach
den Beschreibungen und durch die Vergleichung mit
den plastischen Werken eine Vßrstellung von den bes-
sern griechischen Gemälden zu machen versuchen, so
ist es nicht zu bezweifeln, dass sie sich durch sehr
richtige und genaue Zeichnung der Umrisse, durch grosse
Schönheit der Linien, und durch lebendiges, freundliches
Kolorit von ziemlicher Localwahrheit und heiterer Har-
monie ausgezeichnet haben. So konnten sie,
uabh dem Maassstabe vollkommener Malerei
wenn auch
unbefriedi-
gend , dennoch in manchen Bezielnuigen Schönheiten
entwickeln, welche der eigentlichen Plastik nicht zugäng-
lich waren , und wir können begreifen, wie auch die
Tiefern des Schaulustigen, feinfühlenden und leicht erreg-
baren Volkes dadurch erfreut und selbst hoch begeistert
werden konnten. Indessen klagen schon die Alten selbst,
dass die Malerei viel früher, als die Sculptur, und zu-"ar
um Jahrhundertefrüher, in Abnahme gekommen sei, und
dieser Umstand scheint darauf hinzudeuten, dass die Ge-
müther sich nicht ganz darin befriedigten. Auch die
noch vorhandenen Ueberreste alter Malerei, welche, wenn
auch sämmtlich nicht von den vorzüglichsten Meistern,
sondern nur von Kopisten und Nachahmern mehr hand-
werksmässiger Art herrührend, uns doch den Styl dieser
Kunst zeigen, berechtigen zu dem Schlusse, dass auch
das Beste in dieser Richtung den Werken der griechi-
schen Plastik an innerm Werthe weit nachstand.
Das Technische, der auf uns gekommenen Malereien
ist in gewissen Beziehungen sehr vollkommen, namentlich