Das
Relief.
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Stoffes allzusehr im Widerspruehe steht. Die Neuem
haben es oft versucht, bei den Griechen findet sich keine
Spur davon. Die Localität wurde , WO sie zum Ver-
ständniss "nöthig war, bald durch Personiiication, also
durch die Gottheit oder Nymphe des Flusses oder Lan-
des, bald durch vereinzelte Gegenstände, durch Säulen
des Tempels, durch einen Baumstamm oder dergleichen
bezeichnet. Wir sehen, wie die religiöse Ansicht der
Griechen, die Auflösung der Natur in einzelne, men-
schenähnliche WVesen, mit ihrer Kunstrichtung in Verbin-
dung steht; aufs Neue ein Beweis für die innere Einheit
ihres ganzen Wesens, in religiöser, sittlicher und künst-
lerischer Beziehung.
Mit dieser Meisterschaft der Griechen im Relief-
styl hängt es zusammen, dass auch alle Nebenzweige
der plastischen Kunst mit so vieler Neigung behandelt
und in so grosser Vollkommenheit geübt wurden. In
allen Stoffen, von dem wohlfeilen Holze und der unschein-
baren Thonerde an bis zu den kostbarsten Edelsteinen, in
Marmor, Alabaster, Elfenbein, in Erz und in Gold, in allen
Grössen, von bedeutenden Dimensionen bis zu einer, nur
in grösster Nähe erkennbaren Verkleinerung, zum Schmucke
der Tempel und Gebäude, des Ilausgeräthes und der
Kleider wurden mehr oder weniger kunstreiehe Arbeiten
dieser Art ausgeführt und verwendet. Bekannt ist die
Vortrefflichkeit der altgriechischen Münzen, die Voll-
kommenheit der Steins chneidekunst, in erhabenen
sowohl wie in vertieften Darstellungen. AWir werden in
der geschichtlichen Darstellung sehen, wie dieser schöne
und heitere Reiehthum verhängnjssvoll wurde, indem er
mit dazu beitrug, die griechische Kunst zum Dienste der
Eitelkeit und Sinnlichkeit herabzuzieheu.