Das
Relief.
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dieser WViderspruch, wenn er nicht wie in der Malerei
durch das einende Medium des Lichtes gehoben wird,
höchst fühlbar; die WVölbungen des Hauptes und der Brust,
die vorwärts gerichteten Füsse in ihrer Körperlichkeit
springen gewaltsam aus der Fläche heraus und lassen uns
die Verbindung der Gestalt mit dem festen Hintergrunde
zu sehr als eine unnatürliche empfinden. Dies gilt schon
von einer einzelnen Gestalt, in noch höherem Grade aber
von der Zusammenstellung mehrerer. Denn jede würde
herausschreitend erscheinen , sich von der andern ab-
sondcrn und der Zweck der gemeinsamen Darstellung
völlig verloren gehen. Hieraus ergeben sich die Gränzen,
innerhalb Welcherdas Relief seine schönsten YVirkungen
erreicht. Es muss seine Gestalten im Profil zeigen,
mithin entweder alle nach einer Richtung hin einander
folgend, also einen Zug oder Marsclrdarstellend, oder
von zwei Seiten einander entgegenkommend, sei es nun
im friedlichen Verkehr oder im Kampfe. VVir befinden
uns daher hier auf dem Boden eines ganz andern geisti-
gen Gebiets wie in der Malerei; während diese auf den
innern Zusammenhang der Seelen hingewiesen ist, han-
delt es sich hier um die T h at. Nur die äussere, nicht die
innere Bewegung, nur die Handlung, nicht das Gefühl
spricht sich in der farblosen Form aus. Die Einheit der
Reliefdarstelluixg besteht dann in dem gemeinsamen Be-
streben der Gestalten, entweder in demvöllig gleichen
nach einem Ziele hin, oder in dem durch den Gegensatz
vermittelten, im zusammentreffenden Kampfe. Diese Be-
wegung, sei es die gleiche aller oder die entgegengesetzte
mehrerer Gestalten, darf aber wiederum keine zu heftige
sein, theils weil der Widerspruch einer solchen schnell
vorübergehenden Erscheinung mit der festen und unveiw