Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Griechische 
Plastik. 
und gesunde Männer pflegten auch häuiig ohne Unter- 
kleid im blassen Mantel auszugehen, wodurch denn die 
Form des Körpers sich in diesem noch deutlicher ausprägte. 
Alle diese Vortheile wusste nun die griechische Kunst 
aufs Beste zu benutzen. Zu allen Zeiten ist die Ge- 
schmacksriehtung, welche in der Gestaltung der nationel" 
len Tracht angedeutet. ist, in der künstlerischen Behand- 
lung der Gewänder noch deutlicher ausgesprochen. In 
der modernen, christlichen Kunst steigerte sich der mae 
terielle Luxus der Stoffe und die Abenteuerliehkeit des 
Schnitts noch mehr, als es in der Mode des Tages 
geschah, das Interesse warf sich mehr auf naturgetreue 
Darstellung der todten Stoffe, als auf die lebendige Gee 
stalt, die Kleidung entstellte durch ihre schweren Falten 
den Körper, und gab den Anblick einer verwirrten Masse. 
Ganz das Gegentheil bemerken wir, wenn wir auf die 
ägyptische Kunst zurückblicken , wo das Gewand am 
Körper, den es bedeckt, fast gar nicht zu sehen, sondern 
nur an den Rändern angedeutet ist. Die Griechen trafen 
hier wieder die rechte Mitte und ihre Behandlung der 
Gewänder zeigt die Feinheit ihres Formsimies Vielleicht 
noch entschiedener und charakteristischer, als selbst die, 
mehr mit moralischen und poetischen Motiven zusammen- 
hängende Auffassung der Schönheit des natürlichen Lei- 
bes; Der Grundsatz , das weniger Wesentliche dem 
Hauptsächlichen unterzuordnen, welchen sie bei der leben- 
digen Natur beobachteten, leitete sie auch hier. Schon 
im Leben mögen sie sich bemüht haben, die unregel- 
mässige Häufung der Falten zu vermeiden, und einfachere 
Massen hervorzubringen. Die blosse Schwere des wollnen 
Stoffes genügte ihnen nicht, und es scheint, dass man 
zuweilen kleine Gewichte in den Zipfeln des Mantels
	        
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