Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Griechische 
Plastik. 
hergegangenen Zustand heroischer aber Wilder Nacktheit 
annehmen, so sehen wir, dass die reife Zeit wieder zur 
Natur zurückkehrt und dieselbe mit Bewusstsein aber 
auch mit höherm Sinne herstellt. Es darf nicht geläugnet 
werden, dass weiterhin diese Natürlichkeit und Nudität 
eine gewisse Leiehtfertigkeit der Sitte und sinnliche 
Auschweifungen beförderte. Allein dies gehörte schon 
wieder dem Verfall des Griechenthums an, ursprünglich 
und im Ganzen war dieses Abstreifen des conventionellen 
Zwanges, dies unbefangene Verhalten gegen die Natur 
vielmehr ein Beweis und ein Beförderungsmittel des rei- 
nen Sinnes, und namentlich galt das Entblössen des Kör- 
pers bei den Kampfspielen als ein treifliches Mittel vor 
schwelgeriseher Unmässigkeit und weichlicher Vernach- 
lässigung des Körpers zu wahren, und zur Abhärtung und 
Rüstigkeit anzureizen. Das Anstössige der Nacktheit ist 
überhaupt nur für das entwöhnte Auge oder die gereizte 
und vcrderbte Phantasie vorhanden, und wie es schon 
bei uns für den künstlerisch gestimmten, der sich dazu 
gebildet hat, in den Formen die höhere geistige Bedeu- 
tung zu verstehen, grossentheils versclnvindet, so wurde 
es auch durch den Ernst und die Feier des Kampfes und 
die Strenge ursprünglicher griechischer Sitte aufgewogen. 
Selbst unter den Griechen finden wir, dass die, welche 
in der Entblössung des Körpers am Weitesten gingen, 
die Dorier und namentlich die Spartaner , später dem 
Verfall der Sitte unterlagen, als die Weichlichern, aber mehr 
zurückhaltenden und bekleideten ionischen Stämme. Frei- 
lich aber- gehörte zu dieser unbefangenen Zulassung des 
Nackten auch das Wohlgefallen an edlern , kräftigem 
und geistigem Körperformen, und wir verstehen daher, 
wie jene Auffassung des männlich strengen Körperbaues,
	        
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