Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Gvricchische 
Plastik. 
neten Lippen , das völlige Kinn sich kräftig aus der 
Fläche des Gesichtes heraus heben, gicbt uns ein Ge- 
fühl des Eindringlichen, zur Bewegung und That be- 
reiten. In der plastischen Kunst, wo sich der ganze 
Körper in fester Ausprägung zeigt, ist das Verhältniss 
des Kopfes zu dem Uebrigen sehr wichtig. Der Kopf 
ist seiner Natur nach der Träger des Geistigen im 
Menschen; in ihm kann daher die Ruhe des Sinnenden, 
die Tiefe des Denkens, das innerlichste Gefühl am Deut, 
lichsten ausgesprochen werden. Im übrigen Körper da- 
gegen findet vorzugsweise die sinnliche Natur des Men- 
schen ihren Ausdruck und jenes frei Geistige wirkt nur 
nebenher bestimmend ein. Durch diesen Gegensatz sind 
beide, Körper und Haupt, die Darstellung des ganzen 
Wesens und Menschen, wie es sich bald zum überwie- 
gend Geistigen, bald zum mehr Sinnlichen hinneigt, und 
in beiden doch seine Eigenthümlichkeit bewahrt. In der 
griechischen Bildung des Kopfes sehen wir nun das 
geistige Element etwas gemildert; die Fülle der Lippen 
und des Kirmes tragen selbst einen entschieden sinnlichen 
Charakter, die andern 'l'heile sind zwar ernst und strenge 
und geben daher einen mehr geistigen Eindruck, zugleich 
aber sind sie höchst kräftig geformt, und dies Geistige 
erscheint daher nicht als ein innerliches Leben, sondern 
mehr nach Aussen gewendet, es spricht sich mehr in 
Beziehung auf die Thatkraft, als auf das Gefühl aus. 
Dieser Eindruck wird- dadurch verstärkt, dass der Kopf 
im Verhältniss zum Körper klein gefasst ist; der den- 
kende Theil tritt gegen den ausführenden zurück. Der 
Körper dagegen ist schlank, kräftig, rasch, lässt mehr 
seine Beziehung auf geistiges, als auf 8111111101108 Dasein 
blicken; das Sinnliche ist zwar nicht schwach, sondern
	        
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