Körperbildung.
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Pallas ,
WilS
einen
herben ,
stolzen ,
ernsten
Ausdruc
giebt.
Das Kinn endlich ist rund und völlig, vielleicht stär-
ker, als es b'ei uns vorkommt, und trägt dadurch dazu
bei, den Göttergestalten , ungeachtet des Hohen und
Edlen, das in ihren Zügen herrscht, einen Ausdruck sinn-
licher Fülle und Behaglichkeit zu leihen.
Wenn wir im Gesichte manche Züge finden, welche
auf etwas eigenthülnliclm Nationales hindeuten, so lässt
sich dergleichen am übrigen Körper weniger bemerken,
vielmehr ist hier der feine Sinn und das tiefe Verständ-
niss für den leisesten Ausdruck-unbedingt zu bewundern.
Im Ganzen geht hier die Richtung der griechischen Kunst
dahin, das Gesunde darzustellen; daher finden wir die
Glieder nicht schwächlich, aber auch nicht zu voll ge-
bildet, sondern so wie sie zur That , zur kräftigen,
schnellen und leichten Bewegung am Meisten geeignet
sind. Der Hals ist eher kurz, als zu lang, welches Letzte
man für den Ausdruck eines weibischen Menschen hielt,
der Nacken kräftig, mit vielen und feinen Modificaticnen.
Die Beine sind eher schlank; an den Knieen ist mit fei-
nem Takte soviel von dem natürlichen Knochenbau aus-
gedrückt, als zur Bewegung nöthig ist , ohne in zu
genaue Darstellung der Knorpel einzugehen. Die Pro-
portionen ändern sich zwar nach Geschlecht und Alter,
indessen ist häufig der Kopf etwas kleiner, als in der Natur.
Schon nach diesen Bemerkungen können wir uns
deutlichere Rechenschaft geben über den Totaleindruck
des griechischen Ideals, wie es allen verschieden indivi-
dualisirten Gestalten zum Grunde liegt. Der Kopf , in
welchem Stirn und Nase in ihrer grossartigen einfachen
Verbindung mächtig hervortreten, die Augen, die geöff-