98
Griechische
Plastik.
gebildet und eine geringe Erhöhung des Ilaarivuchses
deutet die Stelle der Hörner an. Pan und Silen gehören
in diese Gattung. DieBacchanten, obgleich ganz mensch-
lich, doch mit einem Zuge wilder Ausgelassenheit, der
gegen die selige Ruhe der Götter wesentlich contrastirt,
schliessen sich an diese halbthierischen Gestalten an,
und machen den Uebergang zu den edlen Untergöttern,
zu Nymphen, Parzen, Huren, Grazien und Musen. Da
diese in edler Bildung und geistigem Ausdrucke den
obern Göttern schon durchaus verwandt sind, Während
auf der andern Seite in's Gefolge des Bacchos neben
Centauren und mehr oder weniger thierähnlichen Faunen
auch Löwe, Tiger und Hund gehören, so sehen wir auch
diese Gestalten untersten Ranges nicht "durch eine liefe
Kluft von jenen höchsten geschieden, sondern in einer
reichen Folge massiger Uebergänge mit ihnen zu einem
ununterbrochenen Kreise verbunden. In dieser Schaai-
untergeordneter Begleiter der Götter linden wir denn
auch eine auffallende Gestalt, in welcher sich mehr wie
in allen andern die griechische Eigenthümlichkeit, freilich
nicht bloss von ihrer geistigen Seite offenbart; ich meine
die I-Iermaphroditen, mannweibliche Gestalten, in denen
sich die Züge beider Geschlechter, mit einer überwie-
genden Ilinneigung nach dem Weiblichen und Weichlichen
vereinigt zeigen. Wir sehen hier das Bestreben, jede
Scheidung, und also auch die Gränze der Geschlechter
aufzuheben, auf seiner Höhe. Ueberall entsprechen die
Trabanten dem Charakter der Gottheit in der Weise,
dass das, was bei dieser individuell und bewusst ausge-
sprochen ist, sich hier mehr als unfreie Eigenschaft, als
Gattung offenbart. S0 wird in den Hermaphroditen die
geistige Vereinigung männlicher und weiblicher Elemente,