Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Griechische 
Plastik. 
Gestalten, wie das berühmte Gemälde des Apelles, auf 
welchem WVahrheit und Täuschung, Dummheit, Argwohn, 
Angeberei und Reue handelnd auftreten, kommen erst in 
der spätem Zeit des Griechenthums vor. 
Auf diese Weise erschien dem Griechen die äussere 
und innere Welt nicht in ihrer Wahren Gestalt, sondern 
zu mensehenähnliehen Wesen verkörpert. Zu der unbe- 
gränzten Zahl solcher Gestalten kam aber auch noch die 
thierisehe. Die Form und Bedeutung des thierisehen 
Lebens in seinen höhern Erseheinungexi konnte einem 
Volke nicht fremd bleiben, das selbst im Menschen die 
höchsten geistigen Fähigkeiten in ungetrenntem Zusam- 
menhange mit seiner physischen instinctartigen Natur 
betrachtete. 'V0n einer Vergötterung der Thiere oder 
von jener unklaren Symbolik der asiatischen Völker, 
welche das Uebernatürliche durch das Unnatürliche dar- 
zustellen meint, und den Charakter göttlicher Macht in 
der widerliehen Verbindung thieriseher Glieder mit 
menschlichen Körpern sucht, waren sie indessen Weit 
entfernt. An den obern Göttern duldete der griechische 
Sinn nichts Thierisches, aber bei den 'l'rabanten der 
Götter, bei jenen Untergottheiten, in welchen sich das 
Elementarische und Leblose der Natur darstellte, zeigte 
sich die Spur eines alten Natureultus in einzelnen thieri- 
sehen Gliedern. Auch hier aber haben die edlern Theile 
des Körpers, die, welche für den Sitz dss Denkens und 
Emplindens gelten, Kopf und Brust, stets völlig mensch- 
liche Gestalt, nur an untergeordneten 'l'heilex1 macht sich 
das 'l'hierisehe geltend, entweder dem Elemente, Welches 
in diesen Wesen verkörpert gedacht wurde, oder einer 
besondern , aber untergeordneten und dienenden Kraft 
entsprechend. Elementarische Beziehung hat es, wenn
	        
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