Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Griechische 
Plastik. 
sten Charaktere ihre Vorbilder und Schutzgottheiten lin- 
den. Das eben ist das Schöne diesergriechischeil Göt- 
terdichtuirg, dass die ganze menschliche Natur darin 
"entwickelt ist, dass selbst die Seiten, die eine strengere 
Ansicht nur als Schwächen tadelnd wahrnimmt, darin in 
Formen und Verbindungen vorkommen, Welche ihre wirk- 
same Bedeutung ins Licht setzen. Nur das völlig Ver- 
neiuende, das Böse im eigentlichen Sinne des Wortes 
blieb von dem heitern Olymp ausgeschlossen. 3') 
In Verbindung mit diesem höchten Kreise der Götter 
standen mannigfaltige Gruppen untergeordneter Gestalten. 
Zunächst die I-Ieroen, in denen sich nur die göttlichen 
Züge mit Weniger bedeutenden mischten, und die daher auch 
weniger ausgeprägt und weniger ausgezeichnet von dem 
Gewöhnlichen sind. Dann aber die uutern Götter und 
die Trabanten der Olympier, Welche in einem nähern 
Zusammenhange untereinander stehen, und einen zweiten, 
jenem ersten untergeordneten und einigermassen entspre- 
chenden, wenn auch nicht so abgeschlossenen Kreis bilden. 
Die rege Phantasie des Griechen bevölkerte das ganze Ge- 
biet der Schöpfung mit belebten Wesen, es gab für ihn 
keine todte Natur, alles Dasein stellte sich ihm sofort unter 
menschlicher Gestalt dar. Himmel und Meer, Fluss und 
Hain, Quelle und Baum, Grosses und Kleines hatte oder 
war eine Gottheit, eine Nymphe. Mit einer, für unsere 
kältere Empfindung kaum begreif liehen Schnelligkeit ver- 
wandelte sieh das, was so eben nur leidender Schauplatz 
fremder Handlung War, in ein bewusstes Wesen, von 
k) Ueber Manches in dem Vorstehenden Berührte llndet man 
treifliclie, doch von andernl Standpllnkie ausgehende und daher in 
manchen Beziehungen abweichende Beinerknnglen in W. v. l-lunzboldUs 
Axifsatz-z Ueber die männliche und weibliche Form, in Schillers Huren 
1795 und W. v. Il. gesammelte VVerke. Berlin 1811. T11. I. S. 215-261.
	        
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