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Einleitung.
sie mit der unbewegten Form contrastirt, und dieselbe
als abgestorben erscheinen lässt"). Die Farbe muss daher,
um auf ihre WVeise zu wirken, auf die wahre Körper-
lichkeit verzichten, und sich mit dem Scheine derselben
begnügen.
Wie der Geist dieser Kunst sich zur Sculptnr ver-
hält, ist zum Theil schon oben angedeutet, oder geht
doch aus dem Gesagten hervor. Jene Naturgesetze, auf
welchen der Bau des Körpers beruht, und in deren ver-
schiedenen Modificationen sich die Ordnung der Ge-
schlechter und Gattungen ausspricht, können nur in der
körperlichen Gestalt vollkommen ausgebildet werden; in
dem blassen Farbensehein haben sie nur untergeordnete
Bedeutung. Die lllalerei ist daher für dieses der Seulptur
eigenthümliche Gebiet nicht geeignet, und ist also um
so mehr auf das Seelenleben, in welchem jene hinter ihr
zuriiekbleibt, angewiesen.
Dies ist ihr Unterschied in Beziehung auf die einzelne
menschliche Gestalt. Eine fernere Verschiedenheit beider
dass in der Malerei die menschliche
der Sculptur, isolii-L erscheint. Auch
die menschliche Gestalt als die Er-
Künste aber ist die,
Gestalt nicht wie in
hier wird uns zwar
scheinung eines in sich abgeschlossenen natürlichen Le-
bens anschaulich, allein es zeigt sich hier deutlich diese
Abgeschlossenheit, als eine nur scheinbare, welche durch
andere Kräfte wieder aufgehoben wird. Die Farbe ist
nicht wie die Form ein Erzeugniss der innern Lebens-
4) Es kommt hier nur darauf an, die Grundzüge des Verhält-
nisses der bildenden Kiixlste aufzuzeichnen. Wie weit die Plastik
über ihre Grenzen hinausgreift, vormüge des Strebeusjeder einzelnen
Kunst. auf die Turlaliläl des iVoscns auch malerische Motive und
namentlich die [Farbe benutzen könne und solle, wird lmsser im
gesehiehtiehen Verlaufe berührt werden.