Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Einleitung. 
äusseren Natur, Schwere und Zweckmässigkeit, nicht als 
Hindernisse sondern als die Träger der Schönheit zu he- 
trachten. 
Aus der Anwendung jener Schönheitsgesetze auf das 
Leben folgt es sogleich, dass nur solche Gestalten der 
Natur dieser Schönheit fähig sind, in welchen sich das 
Leben vollständig und in sich abgeschlossen zeigt. 
Es giebt ein sehr äusserliches und grobes Kennzeiv 
chen, welche Formen des Lebens zum künstlerischen 
Zwecke der Seulptur schön sind. Nur die Gestalten, die 
sich vom Boden ablösen. Ein Baum, in voller körperlicher 
Gestalt plastisch dargestellt, würde nicht schön sein, 
weil wir bei ihm immer das Gefühl haben, dass er nicht 
selbstständig sein, nicht einmal selbstständig scheinen 
kann, weil er notlnveiidig mit dem Boden zusammenhängt, 
und durch diesen mit dem ganzen Weltkörper. Ihn allein 
darstellen heisst also etwas Todtes, nicht etwas Leben- 
des bilden. Nur das Thier ist daher darstellbar für die 
Sculptur, ja sogar zunächst nur der Mensch, als das ein- 
zig geistig Lebendige, und die edleren 'l'hiere, gewisser- 
massen symbolisch, durch eine gleichnissartige Ueber- 
tragung menschlicher Bedeutung auf sie. 
Die Aufgabe der Sculptur ist also: Darstellung (les 
Menschen, und zwar in ganzer Körperform, und es fragt 
sich , welche Folge diese Art der Darstellung für die 
Auffassungnder menschlichen Natur hat. 
Zuerst fasst die Sculptur den Menschen einzeln 
auf; dies ist ihre eigentliche Aufgabe. Denn das körper- 
liche Leben des Menschen ist ein in sich abgeschlosse- 
nes; die Aufgabe der Darstellung dieses Lebens ist also 
mit der einen Gestalt erschöpft. Es folgt daraus, dass 
die Gruppe und das Relief nicht die wesentlichsten und
	        
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