Einleitung.
alle diese Grundgesetze hier deutlicher vertreten, dort
von Fleisch und Blut, von lebendigerem Leben bedeckt
sind. Die Schiinheit aber beruht auch in der Architektur
nicht auf der Zweckmässigkeit, sie fängt vielmehr erst
da an, wo die Kunst sich über dieselbe erhebt.
Nach diesen ablehnenden Bemerkungen können wir
die wahre Bedeutung der Baukunst näher entwickeln.
Sie ist nichts anderes, als die Darstellung des Schönen
in der unorganischen Natur. Sie behandelt den Stoff der
bildenden Künste, die körperliche und äussere Masse,
nach seinen eigenen Gesetzen, regelt und verbindet diese
durch den einigen Geist künstlerischer Thätigkeit und
stellt so ein Abbild der höhern Weltordnung dar. Es
bedarf dies bei dieser höchst eigenthümlieheil, dem
sinnlichen Bewusstsein schwierigsten Kunst, einiger Er-
läuterungen.
Zunächst vergegenwärtige man sich die Entstehung
der Baukunst. Schon oben, als wir die Schönheit im
Reiche der wirklichen Erscheinungen suchten, kamen
wir unter anderm darauf, dass jedes Werk menschlicher
Hand schon einen Anklang des Schönen geben müsse,
indem der natürliche Stoff das Gepräge geistiger Ord-
nung erhalte. Wir bemerkten indessen, dass die bealr-
sichtigte Zweckmässigkeit und die Zufälligkeit der ent-
stehenden Wohlgestalt der vollen Entwickelung selbst-
ständiger Schönheit entgegentrete. Sobald nun der Zweck
der Arbeit nicht mehr ein sinnlich vereinzelter, dienender
Zweck ist, sondern in der Arbeitlliegt, und mit dem
Streben nach Schönheit verbunden ist, beginnt die Kunst.
Damit sie Baukunst werde," bedarf es dann auf dem Ge-
biete der bildenden Künste nur des Zusatzes, dass sie
noch nicht auf die Darstellung der Schönheit der beleb-