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Einleitung.
Die
Architektur.
Diese Kunst hat den Aesthetikern grosse Schwierig-
keiten gemacht, sie ist bisher, man kann fast sagen.
nirgend richtig aufgefasst. worden.
Grösstentheils lag es daran, dass man das Verhält-
niss des Geistes zur Natur in der Kunst missverstand,
und daher in gewissen Künsten eine vollkommene Nach-
ahmung der Natur annahm, die man in andern vermisste.
Die Sculptur, die Malerei und die Poesie schienen eine
Nachahmung wirklicher Gegenstände zu sein. Die Bau-
kunst und die Musik dagegen hatten kein Vorbild in der
Natur, und wo man im Einzelnen Nachbildungen von
'l'hierei1 und Pflanzen in der Architektur, oder Anklänge
von Naturtönen in der Musik fand, da konnte man sich
nicht verhehlen, dass dies theils untergeordnet, theils
unschön sei. S0 kam man denn auf eine Unterscheidung
zwischen den nachahmenden und nicht nachahmenden
Künsten , und indem man nun das Gemeinsame suchte,
Worin bei diesen letzten die Schönheit liege, kam man
eben nur auf die Verhältnisse des Maasses, und suchte
sich, so gut es angehen wollte, zu erklären, wie ein
gewisses Wohlverhältniss der Maasszahlen einen so
wohlthätigen Eindruck auf unsere Seele machen könne,
worüber man denn auf manche sonderbare Hypothesen
gerieth. I
Der Grund dieser Irrthümer liegt darin, dass man
den allerdings vorhandenen Unterschied, zwischen den
nachahmenden und niehtnachahmenden Künsten viel zu
gross nahm. Denn,
stellen, mithin alle
da alle Künste Erscheinungen dar-
auf Gesetzen der Natur beruhen,