Die Künste. 43
einander und lässt sie harmonisch stimmen, um so räum-
lichen Verhältnissen nahe zu treten, sie erfüllt sich mit
dem Gefühle der mannigfaltigen Charakteristik und zeigt
den Wandel der Schicksale, den Wechsel des Frohen
und Traurigen, des Reichen und Beschränkten im Spiegel
innerlicher Empfindung. So erhält jede der verschiedenen
Künste in der Form und im Inhalte die Verbindung und
Wecksehvirkurlg mit den andern. Sie bilden ein in sich
geschlossenes Reich und stehen der Wirklichkeit ge-
meinsam gegenüber.
Ihr Verhältniss zur Wirklichkeit ist indessen ver-
schieden. Scharf sondern sich von ihr die bildende Kunst
und die Musik; jene Reinhaltung des Grundelementes,
Welche die Bedingung des Kunstwerkes ist, wird hier
am Strengsten gefordert, jede Verletzung dieser Regel
Stösst das Werk in die gemeine Wirklichkeit zurück.
Anders die Poesie. Jene Fülle gährender Kräfte, der
Reichthum wechselnder Erscheinungen, welcher die Wirk-
lichkeit belebt, bleibt ihr ganz; nicht ihrem Inhalte nach,
Sondern nur durch die Form, durch äussere und innere,
ist sie von ihr geschieden. Durch das Ausscheiden jener
sinnlichen Elemente der trennenden Körperlichkeit und
der verschlossenen Innerlichkeit, Welche Sich als Bild
und Musik künstlerisch gestalten, hat der Steif seine
Sprödigkeit und Gewaltsamkeit verloren und ordnet sich
leicht nach seiner innern Schönheit. Die feindlichen Ele-
mente zertrümmern die Erscheinung nicht mehr, sondern
werden zu harmonischen Gegensätzen, und fügen sich
in die Form der Kunst-
Daher spricht denn die Poesie mehr als die andern
Künste das Wesen der Dinge aus; jene Unwirkliehkeit,
die wir als die schwache Stelle der Schönheit bezeich-