36 Einleitung.
stufe der wahren Kunst. Es giebt ferner einzelne Gedan-
ken, auf deren Darstellung die Kunst nicht ganz verzichten
mag, die aber dennoch nicht völlig in die Erscheinung
aufgehen, und daher eine Gattung von minder vollkom-
menen Kunstwerken hervorbringen. Je Weniger der Kunst-
sinn ausgebildet ist, desto häufiger sind solche Darstel-
hingen, für welche wir keinem bezeichnendern Ausdruck
als den des Symbolischen haben. Je mehr aber die
künstlerische Durchbildung des Sinnes vorgeschritten ist,
desto weniger liebt man diese Mittelgattung, desto mehr
will man entweder ein wirkliches Kunstwerk oder den
einfachen, klaren, unbildlichen Ausdruck des Gedankens
haben. Man duldet dann lieber eine absichtliche Allegorie,
als deine undeutliche und getrübte Mischung des Bildlichen
mit dem prosaischen Gedanken. Man gestattet wohl im
Einzchien die Metapher im Feuer der Rede oder eine
symbolische Beziehung an Nebensachen, Attributen und
dergleichen. Im Grossen und an ganzen Werken ist aber
das Symbolische nicht mehr möglich, weil man sich der
Verschiedenheit des Bildes und des Gedankens zu sehr
bewusst ist, und dies Bewusstsein ohne absichtliche Lüge
nicht verläugnen kann.
Um so mehr, da es solche geschichtlichen Vorstufen
der Kunst giebt und da die Kritik an einzelnen Werken
des Ausdrucks in diesem Sinne bedarf, ist es daher rath-
sam, das Wort: Symbol dafür zu behalten, und ihm einen
andern, Missverständnissen unterworfenen Sinn, nicht
beizulegexl.