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Einleitung.
weit diese Ansicht zutreffend ist. Immerhin war aber
der Sprachgebrauch bedenklich, weil er allzuleicht darauf
führen konnte, dass der Künstler sich denn doch dieser
Idee bewusst sein müsse, und dass eine ideale, Weniger
an der natürlichen Erscheinung, als an ihrer höheren
Bedeutung hängende Auffassung nöthig sei. Daher brachte
denn auch diese Ansicht wieder eine Opposition hervor,
welche ausschliesslich die Natur nachgeahmt und darge-
stellt haben wollte, als deren Vertreter wir einen be-
rühmten Kunsthistoriker nennen wollen, welcher in der
Einleitung seines Werkes ausführlich gegen das Ideale
zu Felde ziehen zu müssen glaubte. Eine Lehre, welche
Wenigstens für die Künstler die richtigere und gefahr-
losere ist, da ihnen immerhin die Begeisterung und die
Idee nur durch die Natur und niemals auf dem Wege
des Gedankens zukommen kann und darf. Auch bezog
sich jene Ausführung Rumohfs zunächst auf eine Ansicht
und einen Sprachgebrauch, welche nicht unter den Theo-
retikern, sondern unter den Künstlern entstanden war,
indem sie die reinigende und erhebende Modifikation,
welche der natürliche Gegenstand durch die Kunst er-
fährt, mit dem Worte: Styl bezeichneten, und auch dieses
Wort die Gefahr mit sich brachte, sie zu einer absicht-
lichen oder doch bewussten Behandlung des Gegenstan-
des zu verleiten, welche der Wärme und dem Leben
wahrer Kunstübung nachtheilig sein musste.
Auch für den Beschauer und die Theorie hat aber
jeder solcher Sprachgebrauch , welcher die Idee des
Kunstwerkes von dem dargestellten Gegenstande scharf
zu sondern scheint, etwas Bedenkliches, indem er im
Einzelnen leicht dahin führt, die Idee in einem Worte
aussprechen zu wollen, während sie gerade (larin ihren