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Einleitung.
heit des Geistes im Künstler hängt daher auch die 'l'iel'e-
und Klarheit der Idee des Kunstwerkes ab. In der Regel
wird sich nun zwar der höhere Geist auch zu" den höhcrn
Gegenständen hingezogen fühlen, indessen giebt es auch
Ausnahmen von dieser Regel. Zarte, aber Verhältniss-
mässig schwächere Künstlernaturen, ich möchte sie weib-
liche nennen, widmen sich häufig nur der Darstellung
höherer Gegenstände, während andere tiefere, männliche
Charaktere zu geringem, welche sie mit grösserer Klar-
heit und Vollendung behandeln und denen sie durch die
Kraft ihres Geistes gleichsam etwas hinzufügen, sich
hinneigen. Mit dieser Tiefe und Klarkeit der Auffassung
wächst dann zwar nicht die Bedeutung des Gegenstan-
des an sich, aber indem mit derselben ein Reichthum
anderer Vorstellungen und Beziehungen anklingt, ist die
Idee des Kunstwerkes dadurch wahrhaft eine andere
geworden. An dem unscheinbarsten Gegenstande kann
uns" das Gefühl der milden Einheit und ruhigen Harmonie,
mit welcher die Gegensätze sich dmchdringen, und also
eins der tiefsten Gesetze des Weltlebens mit einer Klar-
heit und Energie in einem Augenblicke werden, wie es
uns Worte niemals gewährt hätten. Die Idee des Kunst-
Werkes ist daher, um es zusammenzufassen, nichts anderes
als die Vorstellung des Gegenstandes im Einklange mit
den Anforderungen begeisterten Schönheitsgefühles.
Am Schlusse dieser Betrachtung scheint es geeignet,
uns über einige Ausdrücke ,zu versfändigexi, die in
Umlauf gekommen sind, um diese Erweiterung, welche
die Bedeutung des Gegenstandes in der Idee des Kunst-