Einleitung.
den Geschöpfen den Schöpfer, ihre Liebe feiert ihn darin,
wenn sie auch seinen Namen nicht ausspricht. Ganz
ohne diese Naturreligion kann auch jene geistige nicht
wahrhaft bestehen; wer seine Mitgeschöpfe nicht liebt,
kann auch den Schöpfer nicht lieben, sondern nur als
einen feindlichen Dämon fürchten. Dagegen ist es freilich
richtig, dass, wenn diese Pietät für die Natur ganz
verlassen bleibt von den höhern Offenbarungen des Geistes,
sie von der sinnlichen Kraft der Natur berauscht wird,
und nur zu phantastischen Mythen und einem orgiasti-
scheu Cultus gelangt. Aber schon hier denn der Mensch
kann sich dem Geiste nicht gänzlich entziehen _-werden
sich leise die ersten Spuren der Kunst zeigen, und mehr
und mehr wird sich Ordnung und Maass herausbilden.
Wir können hienach ermessen, in Welcher Verbin-
dung die Pietät der Kunst mit der eigentlichen Religio-
sität steht. Da sie auf die Erhabenheit des religiösen
Gedankens keinen Anspruch machen kann, so wird sie
stets von ihr mehr oder minder entfernt bleiben. Je
mehr die Religion von der Natur absieht, desto weniger
gewährt ihr die Kunst, je mehr die religiöse Auffassung
Naturcultus ist, desto mehr nähert sie sich ihr. Ist diese
Naturreligioil aber roher, sinnlicher Art, so leidet die
Kunst selbst dadurch und kann sich nicht erheben, und
nur eine zugleich geistige und natürliche Religion tritt
mit der Kunst in die nächste und innigste Wechselwir-
kung. Die abstracten Wahrheiten einer denkenden Re-
ligiosität auszusprechen, ist natürlich "niemals der Beruf
der Kunst, diese bleiben ihr immer ein unzugängliches
Mysterium, und bei einer überwiegend geistigen Religion
wird sie daher auch nur immer die N aturseite aufzufassen
vermögen ,
SV O
dann
der
Ausdruck
der
Heiligkeit
und