Schlussbetrachtung.
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zurückstehend, geben ein Bild der Ordnung und Mässi-
gung, welches das sittliche Gefühl mehr befriedigt.
Die andern Völker, Babylonier, Perser, Phönicier,
Juden können in Beziehung auf bildende Kunst überall
keinen Vergleich mit den Aegyptern ertragen. Das bildende
Element ist bei ihnen ein fremdes, und vielleicht sind
grade deshalb ihre einzelnen baulichen Unternehmungen
so berühmt geworden, weil sie vereinzelt da standen,
ungewöhnliche Leistungen in Anspruch nahmen; wie auch
in Aegypten nur die fremdartigen Pyramiden, ilicht die
viel schönern und zahlreichern 'l'empclbauten besprochen
wurden. Was sich bei den Persern Eigenthümliches und
Gefiilliges zeigt , ist nur ein späterer Reflex fremden
Glanzes, wenn auch durch den Grundton des persischen
Lebens gefärbt und bedingt.
Die grössern oder geringern Vorzüge, welche diese
Völker etwa besitzen, hängen daher überall nicht mit der
bildenden Kunst zusammen, sondern liegen ganz auf der
geistigen Seite. Die Handelsvölker von Babylon und
Phönicien, ganz dem weltlichen Leben zugcwendet, in
religiöser Beziehung abergläubisch und roh, nur durch
Beriihrigkeit und V erschlagenheit ausgezeichnet, kommen
selbst hier nicht in Betracht, und stehen auch in sittlicher
Beziehung auf einer tiefern Stufe. Dagegen ist in dem
persischen Dualismus schon eine tiefere Erkenntniss des
Geistes zu achten, aus welcher denn auch die Keime
reinerer verständigerer Moral hervorgingen. Dass diese
nicht schönere Früchte trug, lag aber eben in der Ein-
seitig-keit der geistigen Grundanschauung. Denn der
Gedanke des Gegensatzes und Kampfes führte nur auf
äusserliche Beherrschung, nicht auf innerliche Versöhnung,
auf ein Nützlichkeitslcben, in welchem die Phantasie sich