Schlussbetrachtung.
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den freistehenden Statuen vor
Höfen, aber sie unterscheiden
dem Maasse wie in der Kunst
den Pylonen oder in den
sich bei weitem nicht in
andrer Völker Architektur
von Plastik. Denn jene Statuen wirken auch architek-
tonisch, und diese Säulen sind wie sie eine Nachahmung
der Natur, in kolossaler Vergrösserung und in regelrech-
ter Fesselung der lebendigen Verhältnisse, nur dass die
Vergrösserung der Blumen noch grösser, die Auffassung
der Verhältnisse noch etwas mehr phantastisch modiiicirt
ist, als bei der menschlichen Gestalt. Selbst jener
Wechsel der Säulenformen derselben Reihe hängt mit
der Pfianzennatur, mit der bunten Mischung der Blumen
auf der Flur zusammen, und bildet einen richtigen Ge-
gensatz gegen die Wiederholung der gesetzlich aus-
gebildeten Menschengestalt. Betrachten wir in diesem
Sinne das ganze Gebäude, die Felsformen der Wände,
die Pflanzenreihen der Säulenhallen, die grandiosen Prie-
stergestalten an den Pfeilern, die Kolosse, die Sphinxe
in ihrer ewigen Ruhe, so haben wir ein phantastisches
Bild der Natur in ihrer Erstarrung, mehr ein plastisches
Werk , als das rein architektonische Erzeugniss des
menschlichen Geistes.
Auch die ganze Anordnung des Gebäudes ist mehr
plastisch als architektonisch, es fehlt ihr jene äussere
Zweckmässigkeit, welche das Gesetz der Baukunst ist.
Das kleine Heiligthum bedurfte dieser umgebenden Mas-
sen nicht; sie sind freie, selbstständige Zusätze, Aus-
schmückungen, wie die Werke der Plastik. Daher ist
auch in ihnen die strenge Unterordnung, der Charakter
des Dienens und der Verbindung keinesweges so deut-
lich ausgesprochen, wie in der griechischen Baukunst.
In dieser tragen die Atlanten und Karyatidexx Wirklich