Die
ldee
des
Kunstwerkes.
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wirkliche, nicht die Fülle der wirksamen Kräfte, nicht
die zahllos sich durchkreuzenden Elemente, sondern nur
die Erscheinung in einer ihrer elementaren Beziehungen,
steht sie auf dem Boden des Gefühls, klärt und reinigt
aber dasselbe zu einer harmonischen und deutlichen An-
schauung. Indem sie nicht die Bestimmtheit der Einsicht,
nicht die Bereicherung der Erkenntniss zur Aufgabe und
Absicht hat, ist sie frei von jener ausschliessenden und
beschränkenden Schärfe des Gedankens. Sie unterscheidet
sich von beiden, vom Gefühle und von Gedanken, da-
durch, dass sie das Subjective und, wenn man es so
nennen darf, Egoistische in beiden vermindert, welches
im Gefühle in der Festhaltung der Zufälligkeit meiner
Person, im Gedanken in der bewussten und absichtlichen
Allssßndßrung einer Seite oder Beziehung der Dinge nach
meinem jedesmaligen Standpunkte liegt, und dass Sie
vielmehr den Gegenstand rein und dennoch, wenigstens
Seine!" Form nach, als einen ganzen umfasst. Man fordert
und rühmt deswegen mit Recht die Objectivität der Kunst.
Diese ist aber andrerseits dadurch bedingt, dass sie das
Grobe und Stoffartige des Objectiven, welches der Gedanke
und das Gefühl wegen ihres Verhältnisses zur WVirklichkeit
beibehalten müssen, nicht in sich aufnimmt, und die_sube
jective Einheit des Gefühls der objectiven Fülle des Stoffes
mittheilt. Durch diese Verschmelzung des Gefühls mit
dem Stoffe vermag die Kunst das Wesender Dinge in
seinem innersten Leben, wie es weder durch ihren Begriff
noch durch die Aufzählung ihrer Eigenschaften erschöpft
wird, an das Lichtzu bringen, und auch solchen Empfindun-
gen, welche zu zart sind, um durch das Medium des Wor-
i-ES ausgesprochen zu werden, einen Ausdruck zu verleihen.
Die Idee des Kunstiverkes hat daher, wenn sie dem Gedan-