Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Thiergestalten. 
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Auf solchen historischen Darstellungen ist, bei Thie- 
ren und Menschen ein unbefangenes Streben nach Natur- 
wahrheit unverkennbar, auf den religiösen Bildern dagegen 
die phantastische Zusammensetzung von Gliedern ver- 
schiedener Thiere unter sich oder mit menschlichen Thei- 
len gewöhnlich. Von den Göttern mit Thierköpfen war 
oben die Rede. Auf den Reliefs sehen wir häufig hinter 
einem Gatte eine niederhockende menschliche Gestalt mit 
grossen, aber nach vorn gebogenen Flügeln, mithin wohl 
in der Bedeutung, den Gott ehrenvoll zu schirmen, wie 
hinter dem Könige ein Sonnenschirm getragen wird. Sie 
erinnert an die Cherubim des jüdischen Heiligthumes, 
denen sie als Vorbild gedient haben mag. 
Unter den Gestalten, bei denen der grössere Theil 
thierisch ist, sind zuvörderst die Sphinxe zu erwähnen, 
gewöhnlich Löwenkörper mit dem Kopfe und der Brust 
eines Weibes, zuweilen auch mit einem Widderkopfc. 
Sie haben nur eine monumentale architektonisoheBedeu- 
tung und finden sich nur wie ruhende Wächterhunde vor 
den Tempeln, Palästen und Gräbern. Auch Widderge- 
stalten vertreten ihre Stelle. In Reliefs kommen sie nie- 
mals (ausser in hieroglyphischen) vor. Uebrigens ist die 
Zahl solcher Thiergestalten beschränkt, und wir erkennen 
in denselben mehr die Satzung einer religiösen Symbolik, 
als das Wechselnde Spiel der freien Phantasie. 
Die Anordnung der oft sehr ausgedehnten Reliefs ist 
meistens im Profil, und zwar bei einzelnen Gegenständen 
ohne alle Rücksicht auf ihre Dicke; von dem Wagen 
sieht man z. B. nur ein Rad, von dem Tische nur zwei 
Füsse. Dagegen findet sich eine Art von perspeetivischer 
Vertiefung des Bildes, wenn es darauf ankam, eine Mehr- 
zahl der Gestalten zu bezeichnen; mehrere Pferde vor
	        
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