Ausdruck
des
Charakters.
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indem hier Knaben nach auffliegenden Vögeln in -leichter
und graziöser Bewegung greifen. Ungeachtet aller Un-
vollkomrnenheiten der Zeichnung kann man daher diesen
historischen Reliefs ein künstlerisches Verdienst nicht
absprechen. Sie haben die Schönheit einer jugendlich
frischen, kräftigen Natur, eines regen und geordneten
Lebens. Es sind Heldengedichte, denen nur die indivi-
duelle Durchbildung der Gestalten fehlt, um ihnen die
Würde eines Homerischen Epos zu verleihen. Kraft
und Adel der Gefühle eignen sie dazu.
Wie hier der Krieg, ist auch der Zustand des Frie-
dens in den Bildern aus dem häuslichen Leben, die in
den Grabmonumenten häulig sind , recht lebendig mit
ilaiven und anmuthigen Zügen dargestellt. Man sieht,
der Geist der That, des Praktischen, Wirksamen war
bei weitem mehr entwickelt, als der Geist innerlicher
Empfindung und persönlicher Charakteristik. Damit hängt
es zusammen, dass man, wo eine solche nöthig war, zu
höchst äusserlichen Mitteln griff. Der König oder der
Held unterscheidet sich auf den historischen Bildwerken
von den andern stets durch seine kolossale Grösse; bei
Belagerungen überragt er die feindliche Burg , in den
Schlachten hält er oft ein ganzes Heer von kleinen Ge-
stalten am Schopfe, um es mit einem Streiche zu ver-
nichten, in Triumphzügen erreichen mehrere Reihen des
Gefolges oder der vorgeführten Gefangenen, die in einer
Art, perspectivischer Darstellung über einander abgebildet
sind, zusammen genommen noch nicht die Grösse der
Königsgestalt. Bei den Göttern ersetzen die thierischen
Formen des Kopfes und die abweichende blaue, grüne
graue Farbe des Körpers eine nähere Charakteristik;
symbolische Beziehungen, deren Ursprung nicht mit G9-