Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Ausdruck 
des 
Charakters. 
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indem hier Knaben nach auffliegenden Vögeln in -leichter 
und graziöser Bewegung greifen. Ungeachtet aller Un- 
vollkomrnenheiten der Zeichnung kann man daher diesen 
historischen Reliefs ein künstlerisches Verdienst nicht 
absprechen. Sie haben die Schönheit einer jugendlich 
frischen, kräftigen Natur, eines regen und geordneten 
Lebens. Es sind Heldengedichte, denen nur die indivi- 
duelle Durchbildung der Gestalten fehlt, um ihnen die 
Würde eines Homerischen Epos zu verleihen. Kraft 
und Adel der Gefühle eignen sie dazu. 
Wie hier der Krieg, ist auch der Zustand des Frie- 
dens in den Bildern aus dem häuslichen Leben, die in 
den Grabmonumenten häulig sind , recht lebendig mit 
ilaiven und anmuthigen Zügen dargestellt. Man sieht, 
der Geist der That, des Praktischen, Wirksamen war 
bei weitem mehr entwickelt, als der Geist innerlicher 
Empfindung und persönlicher Charakteristik. Damit hängt 
es zusammen, dass man, wo eine solche nöthig war, zu 
höchst äusserlichen Mitteln griff. Der König oder der 
Held unterscheidet sich auf den historischen Bildwerken 
von den andern stets durch seine kolossale Grösse; bei 
Belagerungen überragt er die feindliche Burg , in den 
Schlachten hält er oft ein ganzes Heer von kleinen Ge- 
stalten am Schopfe, um es mit einem Streiche zu ver- 
nichten, in Triumphzügen erreichen mehrere Reihen des 
Gefolges oder der vorgeführten Gefangenen, die in einer 
Art, perspectivischer Darstellung über einander abgebildet 
sind, zusammen genommen noch nicht die Grösse der 
Königsgestalt. Bei den Göttern ersetzen die thierischen 
Formen des Kopfes und die abweichende blaue, grüne 
graue Farbe des Körpers eine nähere Charakteristik; 
symbolische Beziehungen, deren Ursprung nicht mit G9-
	        
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