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AegyPtische
Sculptur.
Gebehrde den Eifer des Kampfes und kriegerischen Mu-
thes unverkennbar aus. Das Haupt ist kühn gehoben,
die Augen sind weit geöffnet, fernhin blinkend; das her-
kömmliche leise Lächeln des WMundes erhält hier eine
verständliche Bedeutung, es giebt den Zügen etwas
Stolzfreudiges, Triumphireudes. Besonders aber ist die
Haltung des Körpers rittcrlich schön; die schlanken
Glieder sind mit so vielem Sinn behandelt, dass sie,
obgleich die Bewegung immer ein edles Maass hält,
das Treibende und Fortreissende des Kampfes völlig
empfinden lassen. Die Pferde der Streitwagen, wenn
auch nicht ganz genau und richtig gezeichnet, geben das
Bild gestreckten Laufes aufs Anschaulichste; ihre weiten
Niistern schnaubcn vor Kampfbegierde. Die Feinde sind
weniger edel, aber in der mannigfaltigsten Bewegung,
einige flehend, andere kämpfend, viele in verschiedenen
Lagen von den Geschossen der Sieger getroffen und
stürzend. Die Körperwendungen sind dabei allerdings
nicht richtig, aber stets dreist und in wechselnden M0-
tiven verständlich, und überhaupt ist das Kampfgewühl
mit kühnen Andeutungen und Abbreviaturen höchst leben-
dig und anschaulich geschildert. Auch ausser jenem
vorherrschenden Charakter des Muthes und der Sieges-
freude erkennen wir den Ausdruck von Gemüthsbewe-
gungen, die freilich immer mehr mit dem Körper als mit
den Gesichtszügen gegeben werden. So sehen wir auf
der Darstellung eines Siegesfestes in Kalapsche, wie eine
Frau, ohne Zweifel eine gefangene Königin, schmerzvoll
die Hände ringt, während ihre Knaben sich an sie an-
schmiegen wollen. Wie hier der Ausdruck des Schmerzes
ist, auf einem (wiederum einen Triumphzug darstellenden)
Relief in Medynet-Abu, ein heiterer Ausdruck wohlgelungen,