Ausdruck
des
Charakters.
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will, stolzen Wesens, eine gewisse militärische Unifor-
mität. Fast die einzige Aulsnahme ist jene Karrikatur-
gestalt des bösen Gottes an den Thyphonien, breit,
untersetzt, zwergartig, wo die Charakteristik denn aber
auch so plump ist, dass sie nur den rohesten Anfang der
Individualisirung , nur die gröbste Unterscheidung von
Gut und Böse zeigt. Eher als geistige Charakteristik
mag noch eine gewisse Porträtähnlichkeit aus der histo-
rischen Richtung der ägyptischen Kunst hervor gegangen
sein, wenigstens glaubt man auf einigen Grabmälern eine
Wiederkehr der Züge des Helden zu erkennen.
Bei den Statuen steht der Lebendigkeit des Aus-
drucks schon ihre höchst ruhige Haltung entgegen. Die
sitzenden Gestalten haben aneinander geschlossene Beine
und Füsse, die Hand gewöhnlich mit dem Nilschlüssel
auf dem Schenkel ruhend, die stehenden einen Fuss ein
wenig vorgerückt, oder beide völlig gleich nebeneinander,
die Arme auf der Brust gekreuzt oder am Leibe engan-
liegend, die Hände flach oder geschlossen. Freie Be-
wegung und Erhebung der Arme kommt an Statuen
überall nicht vor, eben so wenig eine Wendung des
Kopfes, der immer grade vorwärts blickend ist.
Bei den-Reliefs muss man die historischen von den
religiösen unterscheiden. Die letzten erhalten überall nur
Scenen der Devotion, Opfer, Weihungen, Festzüge, bei
denen eine ruhige Haltung mit zur Feierlichkeit des Her-
ganges gehörte. In den historischen Bildern ist dagegen
oft höchst bewegte Handhmg; Land- und Seeschlachten,
Belagerungen, Jagden, Triumphzüge sind und zwar in
der That mit grossem Leben dargestellt. Die ägyptischen
I-Ielden erscheinen gewöhnlich in feurigem Fortschreiten
mit gespanntem Bogen, und drücken in Haltung und