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Aegyptische
Sculptur.
kennt, wenigstens kommt dergleichen nur symbolisch an
B'eindeshaufen, zur Darstellung einer grossen Zahl vor,
so dass ein Haupt mit vielen gewissermasseil perspec-
tivisch gezeichneten Armen und Beinen verbunden ist.
Dagegen sind die Götter-gestalten von dieser Entstehung
frei. i) Auch abgesehen hievon ist aber der ägyptische
Typus bei Weitem schöner, die architektonische Regel,
der zusammenhängende Bau des Körpers tritt klarer her-
vor, und während dort Schlalfheit und Weichlichkeit aus
den fast sich lösenden Gliedern sprach, ist hier der
wohlthätige Ausdruck eines gesunden zusammengehalte-
nen Wesens.
Dagegen ist der Ausdruck des Charakters fast
noch schwächer als an den indischen Gestalten. Die
Unterscheidung des Geschlechtes ist zwar deutlich genug,
und eben so sind die verschiedenen Völkerschaften auf
den historischen Reliefs von Medynet- Abu und Kalapsche
charakteristisch bezeichnet. Aber alle feinern Verschie-
denheiten fehlen fast ganz. Schon die des Alters ist
kaum bemerkbar; _wir finden weder Greise noch Jüng-
linge, sondern alle erscheinen in. der mittlern Reife der
Jahre. Nur durch die Kleinheit der Gestalt ist Horus
auf dem Schoosse seiner liIutter Isis als Kind bezeichnet,
und ebenso erkennt man auf einigen Basreliefs Knaben
in den Triumphzügen durch ihre kleinere Gestalt.
An einen Ausdruck des Charakters, an den Unter-
schied des Milden oder Strengen, des Weisen und Kräf-
tigen und dergleichen ist nicht zu denken, oder er ist
wenigstens sehr schwach. Im Ganzen haben alle Ge-
stalten denselben Ausdruck eines gesunden, wenn man
ä") In den Tempeln
mehreren Armen.
VOR
Meroe
sind
auch
Göttergestalten
mit