Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Einleitung. 
Jedes einzelne Ding der Natur, indem es durch unzählige 
Eigenschaften und Verhältnisse mit der Kette der Ursachen 
und Wirkungen in Verbindung steht und ein Glied der- 
selben ist, repräsentirt mittelbarer Weise in sich das All. 
Im Gefühle Wirkt nun diese Unendlichkeit auf mich ein, 
und ich fasse mit der ganzen Wärme des Wesens Alles in 
der Gestalt des einen Dinges in meinem Geiste zusam- 
men. Aber in der Menge der einwirkenden Richtungen 
und , wenn ich so sagen darf, Strahlen des allgemeinen 
Lichtes wird keiner völlig klar, sie verwirren und trüben 
sich untereinander, und ebenso wirkt meine Individualität, 
wie sie sich ungetheilt dem Gegenstande hingiebt, auf 
das Bild desselben ein, und macht durch ihre Unvoll- 
kommenheit, durch die Unfreiheit und Zufälligkeit ihrer 
Ausbildung die Auffassung unklar und unzuverlässig. In 
einzelnen, besonders reinen und hochbegabten Geistern 
mag dieser Mangel einigermassen schwinden, die That 
des Gedankens von der Wärme des Gefühls durchdrungen 
und getragen werden; aber der Schatz dieser tiefen 
Anschauung wird nur ein subjectives Eigenthum dieser 
seltenen Menschen bleiben, und ihre Aeusserungen, wie 
anregend und bereichernd sie auch für andere sein mögen, 
werden immer den Charakter entweder der Einseitigkeit 
und Farblosigkeit des Gedankens oder der Verworrenheit 
des Gefühls an sich tragen. 
Wir sehen, jener Zwiespalt des Geistigen und Na- 
türlichen übt auch in dem innersten Heiligthume des 
menschlichen Gcmiiths seine Macht aus, und schon hier 
ist die Kunst das Vermittelnde und Einigende. Die Idee 
des Kunstwerkes Itheilt und verbindet die Eigenthümlich- 
keiten des Gedankens und Gefühls. Indem sie zwar die 
Erscheinung zu ihrem Gegenstande hat, aber nicht die
	        
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