Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Körperbildung. 
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lässt sich nicht verkennen, dass der Körper für sich be- 
trachtet den Vorzug hat. Ihm lässt sich, auch nach 
unsern Begriffen, eine gewisse Schönheit nicht absprechen; 
die Verhältnisse sind edel, das Symmetrische und Rhyth- 
mische der Glieder tritt wohl ins Auge, die Formen 
geben das Gefühl eines gesunden, starken, rüstigen We- 
sens, ohne Verzerrung und Schlaffheit. Der Kopf dagegen 
ist ohne allen individuellen Ausdruck, sein starres Lächeln 
hat etwas Todtes, Seelenloses, und seine Züge geben 
ein Bild überwiegender Sinnlichkeit und unentwickelteux 
Geistes. x) 
Mit der Vernachlässigung des Kopfes hängt es zu- 
sammen, dass dieser grade der Theil des Körpers ist, 
welcher am häufigsten mit thierischen Formen verwech- 
selt wird. Ammon trägt gewöhnlich den Kopf des Wid- 
ders, der Sonnengott Re oder Phre den des Sperbers, 
Thoth, der Hermes der ägytischen Mythologie, führt sogar 
zwischen den breiten Schultern den dünnen Hals und 
Kopf des Ibis, Anubis wird bekanntlich hundsköpfig dar- 
gestellt. Selbst die Göttinnen sind so ausgestattet, Neith 
hat den Kopf der Löwin, Athor den der Kuh; Isis wird 
zwar menschlich dargestellt, aber mit Hörnern und mit 
den hässlichen Ohren der Kuh, die dem Gesichte eine 
breite, halbthierische Form geben. 
Vergleichen wir die Körperbildung der ägyptischen 
Kunst mit der indischen, so hat sie zunächst schon darin 
einen Vorzüg, dass sie keine Vermehrung der Glieder 
4) Die Berichte einiger Reisenden, welche, wie Burkhard oder 
Straton, selbst in den nubischen Bildwerken die Ziige der Pallas 
und die Formen des griechischen Meissels würdig gefunden haben 
Wllllßn, dürfen uns nicht irren, da die Urtheile anderer Reisenden, 
die Monumente in unsern Iiiuseen und die genaueren Zeichnungen 
belehren. 
uns besser 
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