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Aegyptische
Sculptur.
bekleidet, aber in einem dünnen enganliegenden Gewande,
welches den Bau des Körpers völlig sichtbar lässt, und
nur durch die Bezeichnung der Ränder erkennbar ist.
Die männlichen Figuren tragen gewöhnlich nur einen
zierlich gefalteten Schurz um die Hüften. Der Kopf ist
niemals entblösst, sondern bei beiden Geschlechtern mit
einer enganschliessenden, auf die Schulter herabfallenden
Haube bedeckt, welche auch unter der hohen priesterli-
chen Tiara und den verschiedenen symbolischen Kopf-
bedeekungen der Götter beibehalten ist. Haare sieht
man überall nicht, nur bei gewissen Göttergestalten eine
feste Flechte. Die Verbergung des Haares muss Sitte
und eben deshalb jene Haube eingeführt gewesen sein.
Auch die Bildung der Gesichtszüge folgt einem
festen, unverkennbaren Typus. Die Nase ist breit und
rund, die Stirne niedrig, flach und etwas zurückweichend,
weit entfernt von der schönen Linie des griechischen
Profils; die Backenknochen sind sehr sichtbar, die Augen
lang, schmal und flach, und stehen in etwas schräger
Richtung, auf der innern Seite tiefer. Ebenso gehen die
Mundwinkel etwas in die Höhe , die Lippen sind ge-
schlossen und breit, die Ohren sitzen zu hoch, das Kinn
ist kleinlich, der Bart ist nicht frei und natürlich, sondern
hängt wie ein schmaler, vierkantiger Zopfvom Kinne
herab. Er war oft oder immer ein künstlicher Schmuck,
und häufig sind die Bänder, mit welchen er befestiget
wurde, angedeutet. Die ganze Form des Gesichtes hält
die Mitte zwischen der des Negers und der der Kauka-
sischen Race. Der Ausdruck ist stets derselbe, ein ruhig
sinnlicher, starr aber dem Lächeln sich nähernd. Gesicht
und Körper stehen in einem richtigen Verhältnisse und
harmoniren wohl in ihrer geistigen Bedeutung, indessen