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Aegyptische
Sculptur.
er, wie {die Griechen, bestimmten die Acgypter das
Maass der einzelnen Glieder, sondern sie hätten den Bau
des ganzen Körpers nach einer bestimmten Zahl von
(2IV4) Theilen abgetheilt, nach welchen sie denn das
Verhältniss, wie ein Glied zum andern und jedes zum
Ganzen sich verhalte, berechneten. Dieser Maassstab
werde zum Grunde gelegt, Wenn sie die einzelnen ab-
getheilten Steine bearbeiteten. Daher könne denn auch
eine Statue von mehreren Künstlern an verschiedenen
Orten, wenn sie nur über die Grösse sich verständigt
hätten, in vollkommenster Harmonie ausgeführt werden,
so dass man über die ausserordentliche Geschicklichkeit
erstaunen müsse.
Die nähere Kenntniss der ägyptischen Monumente
bestätigt diese Angaben. Abweichungen, hauptsächlich
in der Bildung des Kopfes, in gröberer oder feinerer Be-
handlung des Details, auch Wohl in den Formen nach
Gegenden und Epochen lassen sich erkennen. Die Figuren
der nubischen Tempel sind z. B. sämmtlich plumper,
breiter, schwerfälliger, die der griechischen oder gar rö-
mischen Periode zierlicher und mit einer gewissen Affek-
tation gebildet. Allein im Wesentlichen sind die Körper-
verhältnisse überall in den grössten wie in den kleinsten
Dimensionen dieselben. Aus der Vergleichung der so
häufig vorkommenden Kolosse hat man berechnet, dass
eine bestimmte Einheit des Körpermaasses zum Grunde
gelegt, und bei der Darstellung vergrösserter Gestalten
mit einer bestimmten Zahl vervielfältigt wurde , bald
vier, bald sechs, bald sogar zehn bis zwölf Mal und
mehr?) Die einfache Grösse War eine von einem schlanken
ü) Joumard, Exposition du Systänne mätriqlne des anciens Egyp-
tiens, in der Descr. de PEg. Ant. Tom. VII. S. 122. IT.