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Aegyptische
Sculptur.
kirchliche Ceremonien. Eben so Wenig wie eine wirkliche
Malerei gab es eine selbstständige, farblose Scul p tur;
selbst die freistehenden Statuen scheinen ganz oder
theilweise übermalt gewesen zu sein, wenn auch die Luft
hier nur geringe Spuren der Farbe zurück gelassen hat.
Jedenfalls War aber die halberhabene Arbeit niemals
ohne Farbe, ja sie erforderte sogar dieselbe. Die Reliefs
sind nämlich meistens von einer eigenthümlichen Art, sie
erheben sich nicht über die Wandfläche, in welcher sie
angebracht sind, sondern bleiben innerhalb derselben; sie
sind, wie die französischen Berichterstatter sie nennen,
Reliefs in einer Vertiefung, versenkte Reliefs, (b asrelief s
en creux). Die Konture jeder Figur, und zwar nicht
bloss die äussersten, sondern auch die innern jedes frei-
stehenden Theiles, der Arme, Beine u. s. f., sind bis auf
eine grössere oder geringere Tiefe in die Wandfläche
eingegraben und innerhalb derselben ist die Ründung der
Theile, so viel nöthig schien, durch Vertiefung der zu-
rüekweichenden Stellen ausgearbeitet, so dass auch die
höchsten Stellen nicht über die Wandfläche hinaus ragen.
Das Verfahren hält gewissermassen die Mitte zwischen
der plastischen und einer zeiehnenden Darstellung, in
W'0l(3l1t3l' die Schatten nicht aufgetragen, sondern einge-
graben sind. Die Farbe war daher auch wesentlich
nöthig, um die Theile mehr hervortreten zu lassen. In
architektonischer Beziehung ist diese Weise sehr vor,
theilhaft, indem die Figuren keine Schatten werfen, und die
Einheit der Wand nicht unterbrechen, sondern vielmehr,
indem sie durch den nach innen fallenden Schatten ihres
Umrisses sich zurückziehn, noch augenseheinlicher machen.
Uebrigens kannten die Aegypter auch das Wirkliche
Relief und brachten es im Innern der Gebäude, Wo bei