Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegyptische 
Sculptur. 
kirchliche Ceremonien. Eben so Wenig wie eine wirkliche 
Malerei gab es eine selbstständige, farblose Scul p tur; 
selbst die freistehenden Statuen scheinen ganz oder 
theilweise übermalt gewesen zu sein, wenn auch die Luft 
hier nur geringe Spuren der Farbe zurück gelassen hat. 
Jedenfalls War aber die halberhabene Arbeit niemals 
ohne Farbe, ja sie erforderte sogar dieselbe. Die Reliefs 
sind nämlich meistens von einer eigenthümlichen Art, sie 
erheben sich nicht über die Wandfläche, in welcher sie 
angebracht sind, sondern bleiben innerhalb derselben; sie 
sind, wie die französischen Berichterstatter sie nennen, 
Reliefs in einer Vertiefung, versenkte Reliefs, (b asrelief s 
en creux). Die Konture jeder Figur, und zwar nicht 
bloss die äussersten, sondern auch die innern jedes frei- 
stehenden Theiles, der Arme, Beine u. s. f., sind bis auf 
eine grössere oder geringere Tiefe in die Wandfläche 
eingegraben und innerhalb derselben ist die Ründung der 
Theile, so viel nöthig schien, durch Vertiefung der zu- 
rüekweichenden Stellen ausgearbeitet, so dass auch die 
höchsten Stellen nicht über die Wandfläche hinaus ragen. 
Das Verfahren hält gewissermassen die Mitte zwischen 
der plastischen und einer zeiehnenden Darstellung, in 
W'0l(3l1t3l' die Schatten nicht aufgetragen, sondern einge- 
graben sind. Die Farbe war daher auch wesentlich 
nöthig, um die Theile mehr hervortreten zu lassen. In 
architektonischer Beziehung ist diese Weise sehr vor, 
theilhaft, indem die Figuren keine Schatten werfen, und die 
Einheit der Wand nicht unterbrechen, sondern vielmehr, 
indem sie durch den nach innen fallenden Schatten ihres 
Umrisses sich zurückziehn, noch augenseheinlicher machen. 
Uebrigens kannten die Aegypter auch das Wirkliche 
Relief und brachten es im Innern der Gebäude, Wo bei
	        
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