Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Die 
Idee 
des 
Kunstwerkes. 
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sie enthält weder die ganze Kraft des Gegenstandes noch 
die ganze Energie der menschlichen Natur, und selbst 
das tiefste und vollständigste Gebäude meines Denkens 
ist nur mein Gedanke, nur eine Seite meines Wesens 
und der Natur der Dinge. Wir brauchen nicht die Frage 
zu erörtern, über welche die neuere Philosophie mit ihrer 
Vorgängerin gestritten hat, ob dem Gedanken bestimmte 
Schranken gestellt sind, ob es ein Ding an sich gebe, 
welches der Denkkraft stets verschlossen bleibe; wir 
mögen mit jener annehmen, dass dem Gedanken kein 
Gegenstand unerreichbar sei, dass er Alles umfasse. 
Dennoch aber, wenn auch dem Inhalte nach unbeschränkt, 
ist er der Form nach beschränkt. Das Bewusstsein des 
Einen schliesst das des Andern aus und gerade die Be- 
stimmtheit und Klarheit, welche das Wesen und" den 
Vorzug des Denkens ausmacht, sondert es von der Fülle 
und Thatkraft der Wirklichkeit. Das Reich des Gedan- 
kens wird nur ein scharf getrenntes, ruhendes Spiegelbild 
der bewegten und wirkenden Natur. llierin aber unter- 
scheidet sich der geistige Inhalt oder, wie man es gern 
nennt, die Idee des Kunstwerkes von dem eigentlichen, 
Wenn ich so sagen darf, gedachten Gedanken; sie ent- 
behrt jener Bestimmtheit und ausschliessenden Schärfe, 
aber, indem sie ganz die Erscheinung und ihre Mannig- 
faltigkeit in sich trägt, giebt sie dagegen einen Reichthum 
von Beziehungen in ihrer lebendigen Wechselwirkung 
und in einen Moment zusammengedrängt. 
Sie steht dadurch dem Gefühle näher. Denn in der 
Empfindung und Vorstellung der einzelnen Dinge nehmen 
wir diese nicht bloss in ihrer Einzelheit, in sofern sie 
Sieh von den andern Dingen ablösen und unterscheiden, 
Sondern vielmehr in" ihrer Beziehung zu denselben xntahr.
	        
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