Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Aesthetische 
VVün-digung: 
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besser als landschaftliche Zeichnungen kennen. Die nahe 
Beziehung auf die Natur ist in diesen Gebäuden augenschein- 
lieh. Die steilen Aussenwände entsprechen den Felsen, die 
Formen der Säulen den Pflanzen des Nilthals. Schon des- 
halb ist an eine Uebersiedelung dieser Formen in andere 
Gegenden nicht zu denken. Eben so Wenig aber an eine 
Trennung oder Veränderung derselben, denn sie hängen 
aulls Genaueste wie im Ganzen mit dem Boden so im 
Einzelnen unter einander zusammen; ohne jene gewaltige 
Stemmung der Mauern würde das einfache Gesims leer 
und zwecklos, ohne die Mannigfaltigkeit der Abstufungen 
das Ganze einförmig, ohne den Reichthum der Säulen, 
Statuen und Farben, trocken und kalt erscheinen. 
Eben so eigenthülnlich wie die Natur des Nilthals 
ist auch die Gestalt dieser Bauten; sie sind durchaus 
local , ausschliesslich ägyptisch. Mit einer so scharf 
ausgeprägten Nationalität ist nothwendig. eine gewisse 
Einseitigkeit verbunden, die wir denn auch in diesem 
Baustyle erkennen. Es ist dies hier das Rücksichtsvolle, 
Absiehtliche, die Beziehung auf Eindruck und Wirkung, 
und zwar auf eine bestimmte, der ägyptischen N ationa- 
lität zusagende Wirkung. In einem höhern Geiste ent- 
wickelt sich jede Gestalt frei aus sich heraus, in sich 
organisch, unabhängig von allem andern, nur nach ihren 
eigenen Gesetzen geformt und gegliedert. So werden 
wir die architektonische Form in Griechenland sich entß 
wickeln sehen, in sich vollendet, ihre Gliederung nur 
nach statischen Gesetzen, nicht mit Beziehung auf irgend 
eine beabsichtigte Wirkung , auf eine Rücksicht des 
Cultus , nicht mit Nachahmungen natürlicher Gegen- 
stände vermischt. Diesen Geist der Freiheit darf man, 
wie überhaupt nicht in Aegypten, so auch nicht in der
	        
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