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AegYPtische
Architektur.
gerichtet. Die Vorhalle gewöhnlich unter freiem Himmel,
dann mehr oder Weniger Säle und Gemächer, endlich von
diesen ausgehend in verschiedenen Richtungen schmale
Gange, in welchen dann die Mumiensärge in brunnenar-
tigen Vertiefungen stehen. Diese Nachahmung der For-
men des freien Baues zeigt ebenso wie die Anwendung
der Säulen statt viereckiger Pfeiler, dass die unterirdi-
schen Bauten nicht als die ersten und ursprünglichen
Leistungen der ägyptischen Architektur anzusehen sind.
Die Paläste haben, wie wir schon oben sahen, im
Wesentlichen den Schmuck und die Anordmmg der Tem-
pel, nur dass bei ihnen die Andeutung des Fortschreitens
zum innern Heiligthume nicht so strenge gehalten, und
der ganze Raum mit seinen Vorhöfen und vielsäuligen
Sälen von einer fortlaufenden Mauer eingefasst ist.
Perioden
der
ägyptischen
Architektur.
Ohne Zweifel wird auch die ägyptische Baukunst,
wie alles Menschliche, einen Entwickelungsgang ver-
schiedener Bildungsformen durchgemacht, sie wird eine
rohe Vorzeit, Zeiten des genialen Aufblühens, klassischer
Regehnässigkcit, der Ueberladung und des Verfalls gehabt
haben. Allein es lässt sich wenig oder nichts davon mit
Zuverlässigkeit nachweisen.
Nach den geschichtlichen Nachrichten sollte man
vermuthen, die ersten Anfänge und Vorbilder der ägyp-
tischen Bauten in dem Mutterstaat, in Meroe, dessen
Colonie Theben gewesen sein soll, zu finden. Allein
bisher ist diese Vermuthung nicht bestätigt, die Gebäude
von Meroe stehen zwar den ägyptischen an Grösse xiach,
allein sie sind zierlich und geschmückt, und tragen nicht