Kleinere
Tempel.
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liehe Gestalt angebracht, gnomenartig, bärtig, mit ver_
zerrtem, grinzendem Gesichte und gespreizten Beinen,
völlig diabolischen Ansehens, und gegen die würdige
Ruhe und den edlen schlanken Körperbau der übrigen
ägyptischen Götter merkwürdig contrastirend. Man hält
sie daher mit Wahrscheinlichkeit für das Bild des neidi-
sehen, feindlichen Gottes Typhon, und nimmt an, dass
der ägyptische Aberglaube neben dem der Verehrung
einer freundlichen Gottheit gewidmeten Tempel, auch
einen kleinem Bau zur Beschwichtigung des schädlichen
Dämons gestattet habe, eine Annahme, Welche, so wenig
sie unsern Religionsbegriifeil entspricht, mit den Ansich-
ten der Aegypter, so viel wir sie kennen, keinesweges
unvereinbar scheint.
Die Anordnung der Höhlenbauten bedarf kaum einer
gcnauern Betrachtung; sie schliesst sich, soviel es die
Natur des Felsens erlaubte, an die 'l'empelf0r1n an. Bei
den beiden Monumenten von Ipsambul in Nubien erkennen
wir sogar eine Nachahmung der Pylonen, indem die
Felswand zu beiden Seiten des Eingangs in schräger Rich-
tung behauen, und in Nischen mit stehenden und sitzenden
Kolossalstatuen verziert ist. Wir sehen gewissermassen
die Kolosse und Pylonen, die bei freistehenden Bauteil
getrennt waren, in eine Reliefdarstellung zusammenge-
drängt. Bei den meisten Grottentempeln bildet ein Hof,
bald im Freien liegend, bald aus dem Felsen gehauen,
oder eine bedeckte Halle den Eingang, an den sich dann
ein Vorsaal und dahinter kleinere Räume ansehliessen,
in denen nach Bedürfniss Säulen oder Pfeiler ausgespart
sind. In ähnlicher Weise sind auch die grössern Grab-
höhlen bei Medynet-Abu , die Königsgräbci- im Thale
Bcban el Molouk, und die Gräber von Beni Hassair ein-