Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegyp tische Architektur. 
Die schmale Treppe, die weit gestellten Säulen der Vor- 
derseite bezeichnen den Zugang, während die dichten 
überdies durch Mauern verbundenen Säulenreihen der 
langen Seiten sich nur als Fortschritt ankündigen, und 
die Rückseite, wenigstens da, wo sie eine grössere Zahl 
von Säulen als die Eingangsseite hat, den Schluss aus- 
spricht. S0 erscheint das Gebäude nur unter dem Ge- 
sichtspunkte des Zuganges, nicht wie in der griechischen 
Baukunst als ein selbstständiges Ganze. 
An eine Nachahmung griechischer Architektur (die 
man vermuthet hat) ist daher auch bei diesen Tempeln 
nicht zu denken. Sie haben in jeder Beziehung ganz 
ägyptische Formen, nur darin weichen sie ab, dass ihre 
Aussenwände nicht, wie sonst, schräg, sondern völlig 
senkrecht sind, was durch die Verbindung mit den Säulen 
nothwendig wurde. Indessen ist es nicht unwahrschein- 
lich, dass diese Tempelgattung eine spätere war. In 
Theben finden wir sie nicht, sondern nur an solchen Or- 
ten, wo wir die Gebäude aus Gründen des Styls oder 
nach Inschriften für jünger halten müssen; z. B. in Philae, 
Elephantine, Edfu, Tentyra. Sie erscheinen immer nur 
als Nebengebäude bei grössern Tempeln, wodurch sich 
denn manche architektonische Abweichungen von densel- 
ben erklären. Es bedurfte bei ihnen nicht der gewaltigen 
Pylonen und Vorhöfe, da die des Haupttempels auch 
ihnen zu gute kamen. Auch mochte wohl eine religiöse 
Rücksicht dabei mitwirken. In den meisten dieser Tem- 
pel ist an den Würfeln über den Säulen eine abenteuer- 
je zwei Säulen, auf den langen Seiten dagegen sind keine Säulen, 
sondern Mauerpfeiler, mit welchen die kleinen Verbindungsmaizern 
verschmelzen, so dass die Oellnungexz zwar eben so gross sind , als 
ob Säulen mit Zivischenmauenx da ständen, aber völlig die Gestalt 
von Fensteröffnungen tragen.
	        
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