Details.
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ausladenden Kapitäl , hat schon an und für sich eine
naturgemässe, sowohl statische als aesthetisehc Wrahr.
heit. Mit dieser Gestalt kann man die Blume in ihrer
ähnlichen Verbindung von Stiel und Kelch allenfalls
augenblicklich vergleichen, aber es muss sogleich ein-
fallen, dass die leichte, schwache, vergängliche Blume
nicht zum Tragen geschaffen ist, und sich daher Wenig
zum Repräsentanten der bleibenden kräftigen Stütze eig-
net. Deshalb ist auch eine Nachahmung ihrer Formen
an den Säulen nur dadurch ausführbar, dass man der
Natur Gewalt anthut, den Säulenstamm in V erhältniss
zum Kapitäl viel stärker bildet, als der schlanke Stiel
unter der entfalteten Blüthe ist. Es verbindet sich daher
hier auf eine eigenthümliche, andern Nationen fremdartige
Weise eine bis ins Einzelne gehende Nachahmung mit
einer Entstellung der Natur, oder, wie wir vielleicht rich-
tiger sagen , das nachahmende , plastische Prinzip ist
mit dem freigestaltenden , architektonischen gemischt.
Erinnern wir uns an die Schlüsse, welche wir oben aus
dem Gebrauche der Hieroglyphen auf den Charakter des
Volkes zogen, so finden wir sie hier luestätigt. Auch
hier ist das flüchtige Bild fixirt, der Vergleich, welcher
nur eine einseitige Wahrheit hat, und bei näherer Be-
trachtung nicht Stich hält, festgebannt und in einen blei-
benden Typus verwandelt, die Metapher in Stein ausge-
prägt. Die ursprünglich angeregte, lebendige Phantasie
ist sofort gebunden, und ihre Kraft, welche ins Weite
strebte, hat sich nun nach Innen gewendet und das
zuerst empfangene Bild körperlich ausgearbeitet. Wir
sehen aber hier diese Eigenthümlichkeit von ihrer bes-
sern Seite.
In Beziehung
auf
die
Schriftsprache ,
war
sie
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