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geregt, wie aller Reichthum der Welt nur der Macht des
Gottes diene und sie verherrliche. Der Wechsel der
Formen und Farben verliert dadurch die Bedeutung eines
heitern Spiels, und erhält vielmehr den Charakter einer
reichen feierlichen Pracht. Besonders ausdrucksvoll in
diesem
Sinne
sind
die
Kolossalstatuen
"der
Pfeiler ,
welche
zuweilen
die
Stelle
der
Säulen
vertreten.
Wenn
die Säulen derselben Reihe wechselnde Formen zeigen,
so sind dagegen diese menschlichen Gestalten vollkom-
men gleich neben einander gestellt, gleich in Grösse,
Zügen und Haltung. Sie sind stets aufrecht stehend, das
Haupt mit der hohen priesterlichen Tiara, der Körper nur
mit dem gewöhnlichen ägyptischen Schurz um die I-Iüf-
ten bekleidet , die rechte I-Iand mit dem mystischen
Zeichen des Nilschlüssels (der Gestalt eines Kreuzes mit
einem Grilf an dem obern Theile) bewaffnet, beide Arme
entweder über der Brust gekreuzt oder grade anliegend
am Körper herabhangend, die Füsse entweder parallel
neben einander oder der eine etwas vorschreitend, die
gewölbte Brust durch die grade Haltung stark heraus-
tretend. Man denke sich nun lange Reihen solcher Ge-
stalten, von einer kolossalen, das Maass gewöhnlicher Men-
schengrösse drei oder viermal enthaltenden Höhe a) in
dieser feierlich starren, gebundenen Haltung, um sich vor-
zustellen, welchen Eindruck dies auf den machen musste,
der zwischen ihnen hindurch wie zwischen Schaaren von
Tempelwächtern den 'l'en1pelhallen zuwanderte. Der
Mensch betrachtet die menschliche Gestalt theilnehmend;
der feierliche Ernst, das zurückgehaltcne gebundene We-
sen dieser Kolosse musste sich auf den Beschauer über-
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i) Die Kolossc des Hofes im Palast
Fllsf Höhe. Descr. de PEg. Ant. I. 2.
von Medynet-Abu
S. 68.
haben