Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegyptische 
Architektur. 
ner als der obere Theil des Kapitals, dessen Ränder daher 
nicht belastet sind, an den knospenförmigen Kapitälen 
hat er häufig die Breite des obern eingezogenen Theiles 
der Knospenform. Auf diesem Würfel liegen denn die 
Steinbalken, Welche den (wie schon erwähnt, nicht weiter 
architektonisch verzierten) Architrav bilden, und es ent- 
steht daher da, wo das Kapitäl breiter ist als der Würfel, 
zwischen diesem breitern Theile und dem entsprechenden 
des Balkens eine Lücke, welche mit der sonstigen, 
augcnscheinlichen Festigkeit des Baues nicht harmonirt. 
Die Mannigfaltigkeit gehörte den Aegyptern so sehr 
zum Wesen der Säule, dass auch die Säulen und nament- 
lich die Kapitale in einer und derselben Reihe gewöhnlich 
nicht gleich bleiben, sondern wechseln, doch stets mit 
symmetrischer Wiederholung. Bei den Säulenreihen, 
welche die Längenrichtung des Gebäudes haben, also z. B." 
bei den Säulen zur Rechten und Linken des Weges in 
den Vorhöfen, sind daher stets die einander gegenüber 
stehenden Säulen gleich. Bei Säulenreihen in der Brei- 
tenrichtung, also bei den Säulen des vielsäuligen Raumes 
geht die symmetrische Beziehung von der Mitteaus, so 
dass zuerst die beiden Säulen neben dem lilittelgange, 
obgleich unmittelbar neben einander stehend, dann die 
auf jeder Seite benachbarten, dann das dritte Paar, glei- 
che Kapitäle haben. Es ist dies ein merkwürdiger Be- 
weis, wie sehr die Aegypter ihre Architektur perspecti- 
visch betrachteten; diese eine Reihe wird nicht wie eine, 
dem Besehauer als ein Ganzes entgegenstehende Linie 
angesehen, sondern als ob sie durch das Zusammenrüßken 
oder gleichsam Aufmarschieren zweier Säulenreiheil ent- 
standen wäre; sie deutet daher auch die perspeetivische 
Auffassung aus einer angemessenen Ferne an. Bei dieser
	        
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