I8
Einleitung.
scheinungen in ihrer natürlichen
des Stoffes und der Mittel wird
Bedeutung. Die X-Vahl
zwar von klarem Ver-
stande geleitet, aber nun schon auf das bestimmte Vor-
bild, den Gegenstand der Begeisterung, der eigentlich
das Schöne ist, nicht mehr auf die Erzeugung desselben
gerichtet. So ist das Werk ganz das Erzeugniss eines
Triebes, aber des geistigsten und reinsten, in Welchem
das Selbstgefiihl der tbatkräftigen, männlichen Seele mit
der warmen, hingebenden Liebe zur Natur gleich wirk-
sam ist, und welcher um so höheres hervorbringt, je
mehr diese Liebe von aller sinnlichen Begierde, und jene
Kraft von aller egoistischen Absichtlichkeit entfernt ist.
Wir sehen leicht, dass diese Thätigkeit der Kunst
eine mannigfaltige sein muss. Die Erscheinung ist einzeln
und beschränkt; der Geist, der ihr entspricht und ihre
Gränzen nicht überschreitet, muss also auch ein be-
schränkter sein, und alles Beschränkte ist in mehrfacher
Zahl, nur Gott ist einzig. Indem man den Begriff des
Schönen mit dem des Vollkommenen verwechselte, hat
man lange die Meinung gehegt, dass nur Ein Schönes
zu finden sei, neben welchem alles andere verschwinden
müsse. Allein obgleich der Begriff der Schönheit, in
seiner negativen Begränzung als Ausschliessendes des
Unschönen und in seiner positiven Kraft als die Bedingung
des Schönheitstriebes und der Vorstellung des Schönen
im Menschen, wirklich nur ein einiger ist, so bringt er
es gerade mit sich, dass das Schöne selbst vielfältig sei.
Die höchste Einigung des Geistigen mit der einzel-
neu Erscheinung setzt die Individualität voraus, den
Charakter sowohl höchster und unauflösbarer Durch-
dringung, als auch der Selbstständigkeit und Eigenthüm-
lichkeit des durch diese Durchdringung entstandenen