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Aegyptischc
Architektur.
eigentliche Tempelgebiet beschränkten, sondern über weite
Strecken, wie dort von Luxor nach Karnak, feierliche
Prozessionsstrasseil bildeten. Nach den Sphinxen kommt
ein grossartiges Vorthor. Auch dieses finden wir in
vielen Fällen. Es besteht bloss aus senkrechten Thür-
pfosten
mit
einem
Balken
und
einem
darüber
hohlen und
ziemlich Weit ausladenden Gesimse, von der bei allen
ägyptischen Gebäuden üblichen Form, die wir unten noch
näher betrachten werden. An diesem Gesimse ist jedesmal
das Zeichen angebracht, welches sich auch im Innern des
Tempels über jeder Thür befindet, ein Ei oder Globus
mit einem breiten Flügel auf jeder Seite, ohne Zweifel
eine XVeihung oder Segnung des Eingangs. Die 'l'hür-
pfosten sind mit Sculpturen in kleinerer Dimension und
mehreren Abtheilungen, gewöhnlich Opfer oder WVeihungen
enthaltend, verziert. Diese Thore sind ganz freistehend,
und bezwecken bloss eine ernste Zierde der zum 'l'en1pel
Führenden Strasse, sie können sich daher auch wieder-
holen, wenn der Raum es gestattet. Diese Strasse von
Sphinxen und Thoren führt uns auf die eigentlichen Tem-
pelgebäude, und zwar zunächst auf ein Eingangsthor,
von höchst imponirender, eigenthümlicher Struetur, wel-
ches nicht bloss die vorhergegangenen frei stehenden
Thore weit überragt, sondern auch überhaupt der höchste
Theil des Gebäudes ist. Nach dem Vorgange der Ver-
fasser des grossen französischen Werkes hat man für
diese eigcnthümlichen Thore den Namen des (oder auch
im Plural der] Pylonen adoptirt, ein griechisches Wort
welches die Nebenbedeutung des Grossen wohl gestattet.
Diese Pylonen bestehen stets aus drei sich augenschein-
lich trennenden Theilen, einer Thüre in der Mitte zwi-
sehen zwei thurmartigen Gebäuden. Jedes dieser beiden