Die
Pyramiden.
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Masse, mit ihrer Zuspitzung erinnern an etwas Indisches,
an jene buddhistischen Denkmäler, die nläörperverbergen-
den" Dagops. Allein die Verschiedenheit zwischen der
runden, schwellenden Kuppelform der indischen Denkmäler
und der strengen, krystallinischen Gestalt der ägyptischen
Pyramiden ist bedeutender als jene Aehnlichkeit. Weni-
ger noch sind die andern indischen Bauten, die Wir dort
in einem weitern Sinne des Wortes pyramidalisch nennen
mussten, die stufenförmigen Pagoden mit den Pyramiden
zu vergleichen, indem (selbst bei den wenigen, abge-
stumpften Pyramiden, welche ausnahmsweise in Aegypten
gefunden sind) hier überall die strenge, regelrechte Linie,
dort das Breite und Volle vorherrscht. Wenn auch in
beiden Völkern eine Verwandtschaft, sei es durch aus-
drückliche Tradition oder durch Herleitung aus einer
gleichen Wurzel statt finden mag, so hat bei dem afri-
kanisch-äthiopischen Stamme sogleich Alles ein charak-
teristisches Gepräge des vorherrschenden Verstandes,
bei dem indischen der vorherrschenden Phantasie erhalten,
welches die Productionen beider als selbstständige er-
scheinen lässt. Nur hierin, in dieser nüchternen, ver-
ständigen Richtung, ist auch eine [Tebercinstimmung
des Geistes der Erbauer der Pyramiden und der ägypti-
schen 'l'empel anzuerkennen, die aber bei jenen roh und
gewaltsam als starre Einförmigkeit, bei diesen fein und
in gebildeter Form als edle, den Reichthum beherrschende
Einfachheit erscheint. 3)
ü) Nähere Nachrichten über das Alter der Pyramiden sind von
der Preussischelz Expedition unter Leitung des Prof. Lepsius zu
erwarten, welche grade diesem Theile der ägyptischen Alterthiimer
vorzugsweise ihre Studien widmet. Wenn es sich ergeben sollte
(was zufolge einer Zeitungsnachricht die Mitglieder dieser Expedition
annehmen) dass die Grabstätten, welche neben den Pyramiden in den