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Aßgypmische
bArchitcktur.
mehr in dem hergebrachten geheiligten Style, sondern
nach der rohern Form ihrer Heimath, wobei denn die
G-ötterbilder und die heilige Schrift der Aegypter natür-
lich fortbleiben mussten. Auffallend ist es freilich, dass
die Priester (nach Herodot) diese Könige nicht ausdrück-
lich als Fremde bezeichneten. Allein auch dafür ist ein
Grund ersichtlich. Der Sohn des Cheops, lWIykerinus ,
soll nämlich das Betragen des Vaters und Oheims ge-
missbilligt, die Tempel "wieder aufgeschlossen, das Volk
an den gewohnten Opfern und Gebräuchen nicht mehr
verhindert, sogar sich durch Gerechtigkeit so ausgezeich-
net haben, dass er vor allen Königen gelobt wurde. Es
scheint dies anzudeuten, dass es der Priesterschaft ge-
lungen, jene Fremdlinge einheimisch zu machen, an ägyp-
tische Cultur zu gewöhnen. Unter diesen Umständen
mochte es aber politisch sein, die Stammesverschieden-
heit zu verwischen, die Nachkommen jener feindlichen
Beherrscher einer Caste, etwa der Kriegercaste, beizu-
zählen und ihren abweichenden Ursprung in Vergessen-
heit zu begraben. Wären sie, wie früher die Hyksos,
vertrieben worden, so hätte die Geschichte der Aegypter
das Andenken des Sieges bewahrt, da. sie aber in das
Volk übergingen, so war es ehrenvoller für den ältern
Theil, nützlicher für den ncuern, das ganze Ereigniss in
ein Wohlwollendes Dunkel zu hüllen. Auch für die Her-
kunft dieser fremden Gebieter ist eine Muthmassung und
zwar eben durch die bauliche Form ihrer Grabmäler ge-
geben. In Aegypten finden sich nämlich, wie die geogra-
phische Uebersicht zeigte, keine andern Pyramiden, als
die an dieser Stelle, eben so wenig in dem benachbarten
Nubien, dagegen wohl weiter oberhalb am Nil, in den
Gegenden, wo der alte Priesterstaat Meroe bestand, an