Die
Pyramiden.
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geöffnet wurden. Daher waren denn auch diese Könige
den Aegyptern so verhasst, dass sie nicht einmal ihre
Namen nennen mochten, und dass sie die Pyramiden
nach einem Hirten, also nach einer verächtlicheil Person
benannten f).
Man hat diese Erzählung dadurch erklären wollen,
dass diese Könige, rulnnsüchtige Tyrannen, dem Volke
Abgaben und Dienste zum Zwecke der Erbauung der
Monumente aufgelegt hätten. Allein es muss sich anders
verhalten. Auch die andern grossen Bauten, die von Theben
und selbst geringere, erforderten ungeheure Arbeit, auch
sie konnten nicht ohne mühsame Dienstleistungen und ge-
waltige Kosten ausgeführt werden; dennoch fehlte viel,
dass ihre Erbauer verhasst waren, vielmehr änsserten
die Priester bei der Aufzählung der Könige, dass sie
einige derselben nicht nennen könnten, weil sie keine
Monumente hinterlassen hätten. Es war also, wie auch
im Geiste der Priesterschaft nicht anders sein konnte,
die Errichtung grosser, religiöser Denkmäler etwas Ver-
dienstliches, bei dem selbst die Lasten des Volkes zur
Ehre der Götter nicht Wesentlich in Betracht kamen. Die
Erbauer der Pyramiden schlossen auch die Tempel, sie
gehörten also einem andern Cultus an. Bei diesen alten
heidnischen Völkern ist aber die Religion stets mit der
Nationalität identisch; von Freigeisterei und Indifferen-
tismus kann ebensoweilig wie von Glauben und Bekehrung
die Rede sein; wir dürfen daher wohl sohliessen, dass
sie einem andern Volksstamme angehörten. Unter dieser
Voraussetzung erklärt sich alles leicht. Als fremde Er-
oberer veraohteten sie den Cultus der ägyptischen Prie-
ster und zwangen das unterjoehte Volk zu Bauten, nicht
Herodot
124-128.
Dioclor