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AegYPtische
Architektur.
denn die Aegyptei- liebten die Gräber zu schmücken und
reich auszustatten. Nur in der Umgegend von Memphis
und in der Landschaft El Fayoume, wo der See Moeris
lag, linden sich Pyramiden, nicht in Oberägypten. Man
hat daher wohl vermuthet, dass die alten Aegypter, weil
bei Memphis die nahen Gebirge fehlten, künstliche Fel-
sen an Stelle der natürlichen sich als Grabstätten bereitet
hätten. Allein dies wird durch die Felscngräber neben
den Pyramiden widerlegt. Die Wüste von Memphis ist
ebensowohl Felsboden wie die Berge der Thebais, und
im Delta, wo Berge und Felsen wirklich fehlen, findet
man keine Pyramiden. Besonders endlich ist merkwürdig
und entscheidend, dass Während der Cultus der Aegypter
überall Bilder der Götter und der menschlichen Zu-
stände bedingte, während die Weihe- und Gebetformeln
in der heiligen Schrift der Hieroglyphen niemals an Tem-
pehi und Grabstätten fehlen, diese Gräber von beidem
gleich entblösst sind f), ihre Todten, also wenn sie dem-
selben Cultus wie die übrigen Aegypter angehörten, des
Trostes und Schutzes ihrer Götter beraubt waren.
Die Nachrichten, welche die griechischen Historiker
aus den Mittheilungen ägyptischer Priester nieder ge-
schrieben haben, erklären diese auffallende Erscheinung
einigermassen. Die Erbauer der Pyramiden wurden näm-
lich als lasterhafte Tyrannen und Verächter der Götter
beschrieben. Der {erste derselben, Cheops, liess die
Tempel schliessen, verbot dem Volke darin zu opfern
und legte der ganzen Nation Frohndienste auf. Sein
Bruder Chephrenes folgte in Allem seinem Beispiele, und
hundert und sechs Jahre verflossen, wo alle Laster im
Schwange waren und die verschlossenen Tempel nicht
'51 Vergl. die Anm. S. 367.