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Aegyptische
Architektur.
scher Formen die niedrige Stelle anzuweisen, die ihnen
gebührt. Grandiose Einfachheit ist ein Verdienst archi-
tektonischer Werke, aber nur da, wo sie eine Mannig-
faltigkeit von Formen zusammenfasst , nicht wo sie
dieselbe ausschliesst. Sie soll das Leben beherrschen,
nicht es hindern. Selbst die französischen Berichterstatter,
so geneigt sie sonst" zu bewundernder Emphase sind,
schildern den Eindruck der grossen Pyramiden in diesem
Sinne. Sie sind erstaunt, als sie sich diesen Massen
nähern, deren Spitzen und Ecken der Blick nicht mehr
erreicht. Aber, sagen sie, was wir empfanden, war nicht
die Bewunderung, die ein Meisterwerk der Kunst her-
vorruft. Nur die Grösse, die Einfachheit der Formen,
das lllissverhältniss zwischen der menschlichen Gestalt
und der unermesslichen Masse, der wunderbare Gegen-
satz zwischen der grünen Landschaft, die wir verliessen,
und der Weissen Sandwüste vor uns, gab uns den tiefen
Eindruck, den wir fühlten xi).
Auch die Bewtmderung , welche man der Grösse
dieser Gebäude zollt, bedarf der Beschränkung. Die
Thürme der Dome von Strasburg, Antwerpen und Wien
(ungefähr 490 Fuss) sind höher als die höchste der
Pyramiden. Die römische Peterskirche kommt ihr in der
Höhe ihrer Kuppel und in der Länge ihrer Mauern fast
gleich. Die Paläste von Versailles und der Tuillerien,
des Escurials und von Caserta bei Neapel nehmen eine
grössere oder doch gleiche Bodenfläche einig). Aber
Jomard
595.
Nach der Vergleichung der französischen Ingenieurs (Descr.
de PEg. Ant. T0111. II. S. 596.) hat die Peterskirche 218 mütres
Länge, der Esnurial 287 m. Länge, 271 m. Breite, Cascrta 231 m.
Länge und fast gleiche Breite, das Schloss zu Versailles eine Länge
von 414, das der Tuillerien mit dem Louvre 669, während die wahr-