Drittes
Kapitel.
Slyl
der
äigyptischen
Architekiur.
Bei der Betrachtung der ägyptischen Architektur
müssen die Pyramiden von den andern Bauten völlig
getrennt werden. Eine ganz verschiedene Richtung
des Formensinnes liegt beiden zum Grunde. Die Pyra-
miden sind einfache Massen, ohne irgend eine Abwechse-
lung, künstliche Berge, bei denen alles sich auf den Gipfel
bezieht. Die andern Bauten, Tempel, Paläste, Grabmäler
dagegen bestehen aus einer Reihe von zusammenhängen-
den, auf weiter Fläche sich ausdehnenden Constructionen,
die vordern höher und breiter, die weiter hinten liegenden
immer niedriger und schmaler. Man könnte ebensowohl
eine gothische Kathedrale wie den ägyptischen Tempel
mit den Pyramiden vergleichen.
Die Pyramide ist abgeschlossen und finster, ohne
Zugang, durch ihre Form schon aussprechend, dass sie
keine freien , zum Aufenthalte Lebender bestimmten
Räume enthält. Die übrigen ägyptischen Gebäude da-